Von Schwerin bis Pasewalk und von Neustrelitz bis Sassnitz auf der Insel Rügen – das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern hat mehr zu bieten als Kühe, Küste und Kreidefelsen. Die wichtigsten und markantesten Entwicklungen der Baukultur seit der Wende hat der Architekturhistoriker Olaf Bartels nun in einem Architekturführer zusammengefasst.
Anlass ist das 20-jährige Bestehen der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern, die auch Herausgeber des ochsenroten Büchleins ist und „ausgewählte Bauwerke des Landes im handlichen Format“ vorstellen will. Bartels hat diese aufgesucht, beschrieben, nach Gebiet katalogisiert und zwischen zwei Buchdeckeln zusammen binden lassen – mit fast 250 Bauten auf einer Fläche von 23.180 Quadratkilometern eine beachtliche Recherchearbeit.
Bemerkenswert ist auch die Bandbreite der vorgestellten Bauprojekte. „Die Architektur in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt sich seit der politischen Wende im Wesentlichen zwischen zwei Spannungspolen: der unbedingten Bewahrung des über Jahrhunderte überkommenen baukulturellen Erbes und dem auch baulich markanten Aufbruch in ein neues Zeitalter. Wie so oft führt keiner dieser Wege zur allgemeingültigen Lösung aller Bauaufgaben“, beginnt Bartels seine Architektursammlung.
In diesem Spannungsfeld habe sich eine neue Verbindlichkeit entwickelt, die viele Architekten für ihre Bauten in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte des umzubauenden Gebäudes oder einer starken Orientierung am Ort, an dem gebaut wird, eingehen. Diese Art einer regionalbezogenen Architektur komme ohne jede folkloristische Anstrengung aus: Es geht vor allem um eine ortsverbundene Haltung des Bauens. Deshalb reihen sich in dem taschenformatgroßen Buch experimentelle Holzwohnhäuser der Kategorie Kleinod neben sanierte Kirchenbauten der Backsteingotik und reduzierten Ausstellungsgebäude, Bibliotheken und Unigebäude der zeitgenössischen Moderne.
Grundlage für die Auswahl waren einerseits Beiträge zu dem in Mecklenburg-Vorpommern jährlich veranstalteten „Tag der Architektur“ und andererseits die im Rahmen der Landesbaupreise von 1998 bis 2010 prämierten Arbeiten. Der Architekturführer gibt einen schnellen Überblick und informiert in gut dosierten Portionen über die jeweilige Architektur. Für unterwegs.
Architekturführer Mecklenburg-Vorpommern
Olaf Bartels
Jovis Verlag, Berlin 2011
Softcover, 329 Seiten, 250 Abb.
25 Euro
Zum Thema:
Mehr über Architektur in Mecklenburg-Vorpommern in der Baunetzwoche#161 „Optimisten an der Küste – Die glücklichen Architekten in Meck-Pomm“
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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Cowboy | 30.08.2011 09:58 Uhrochsenrot
... trotz der Tatsache, dass ich Landbewohner bin, sind mir noch keine roten Ochsen untergekommen ...
Eine politische Anspielung wird´s doch wohl auch nicht sein?