Die eine sieht aus, als könnte sie fliegen. Eine andere schwebt quasi schon über der Landschaft. Und eine dritte der Betonskulpturen gleicht einer Raumstation – oder ist es sogar eine? Nach Frédéric Chaubin zeigt nun der Fotograf Jan Kempenaers verlassenen Relikte des ehemaligen Ostblocks. „Spomenik“ heißen diese vergessenen Monumente auf slowenisch, serbisch und kroatisch. Spomenik nennt sich deshalb auch seine Fotodokumentation aus Ex-Jugoslawien.
Gebaut wurden diese bizarren Kriegsdenkmäler in den siebziger Jahren unter der Regierung Tito – quer verteilt in der Landschaft des Balkans. Der belgische Künstler musste eine mühsame Wanderung unternehmen, um eine Reihe der geheimnisvollen Betonriesen zu fotografieren. Er stieß Mitte der neunziger Jahre zufällig in Sarajewo, auf die ersten Spomeniks. „Hunderte gibt es von ihnen. Manchmal ist es nur ein kleines Relief an einer Mauer, manchmal ein riesiges abstraktes Gebilde in der Landschaft“, erzählt Kempenaers. Es sollte noch zehn Jahre dauern, bis der Fotograf 2006 damit begann, die vergessenen Denkmäler systematisch im Bildern festzuhalten. Als Wegweiser diente ihm dazu eine Karte aus dem Jahr 1975, die er in einer Zagreber Bibliothek entdeckt hatte.
Die Dokumentation „Spomenik“ zeigt die vom Zerfall bedrohten Monumente in ihrem jetzigen Zustand mit all den Spuren der letzten Jahrzehnte. Langsam zerfallen diese Skulpturen, die doch einst exemplarisch für die unendlichen Möglichkeiten des Betons standen. Kempenaers Serie ist nun in einem kleinen Verlag erschienen, der seine gesammelten Fotografien in einem hübschen Buch aneinanderreiht – Eine beeindruckende Sammlung melancholischer Schönheit, die vor Jahren in Beton gegossen wurde. (jk)
Spomenik: The End of History
Jan Kempenaers
Erschienen bei Roma Publications
Hardcover, 33 x 24 cm, 64 Seiten
28 Euro
www.romapublications.org
www.jankempenaers.info
Zum Thema:
Erschienen in der Baunetzwoche#231 „Ai Weiwei Art Architecture"
Download der Baunetzwoche#209 „Sputniks Erben“
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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Benni | 25.07.2011 16:30 UhrIn echt...
...sind diese Denkmäler (Spomenik = Denkmal) mindestens genauso beeindruckend. Als Kind hab ich schon einige gesehen, und neulich auch.
PS.: Es sticht einem ins Auge dass neben slowenish, serbisch und kroatisch, bosnisch (ehemals serbo-kroatisch) nicht erwähnt wurde. Die drei sind so ziemlich die selbe Sprache und manchein Leser könnte sich ausgeschlossen fühlen.