Schon seit über zehn Jahren wird die Fläche in unmittelbarer Nähe der Londoner Serpentine Gallery in Kensington Gardens einen Sommer lang von jeweils einem Architekten bespielt. Anlass genug, die ersten zehn Pavillonbauten der Serpentine Gallery in einem Sammelband zusammen zufassen.
Der Taschen Verlag zeigt unter dem Titel „Serpentine Gallery Pavilions“ die Sommerpavillons von Zaha Hadid (2000), Daniel Libeskind (2001), Toyo Ito (2002), Oscar Niemeyer (2003), MVRDV (2004, nicht realisiert), Alvaro Siza und Eduardo Souto de Moura mit Cecil Balmond (2005), Rem Koolhaas und Cecil Balmond (2006), Olafur Eliasson und Kjetil Thorsen (2007), Frank Gehry (2008), SANAA (2009) und Jean Nouvel (2010). Nur der aktuelle Pavillon, der gerade erst eröffnet wurde, fehlt. Peter Zumthor hat hier zusammen mit Piet Oudolf den „Hortus Conclusus“ platziert: einen Garten im Garten, der noch bis Mitte Oktober zu bewundern ist (siehe BauNetz-Meldung vom 28. Juni 2011).
Es ist immer wieder spannend, wer den nächsten temporären Pavillon entwerfen darf. Schon nach kurzer Zeit sind die Sommerpavillons zu einer internationalen Institution geworden. Dabei ist die Idee der Serpentine Pavillons aus einer Not heraus geboren. Während der Sanierungsarbeiten der Serpentine Gallery – einem 1934 erbauten Teepavillon, in dem seit 1970 zeitgenössische Künstler wie Matthew Barney, Louise Bourgeois und Rachel Whiteread ausstellen – wurde die Kunst einfach vor der Galerie auf der freien Wiese installiert. Eines der frühesten Beispiele ist Dan Grahams Glaspavillon aus dem Jahr 1992. Julia Peyton-Jones, Direktorin der Serpentine Gallery, initiierte während der Sanierung die Projektreihe „Inside-Out“. Fünf Künstler realisierten ihre Installationen außerhalb der Galerie. Die Arbeiten zeigten sich als Schnittstelle zwischen Kunst und Architektur, die für einen begrenzten Zeitraum eine Idee transportierten.
Für den ersten Pavillon anlässlich des angekündigten Besuchs von Prinzessin Diana wurde eine Architektin beauftragt. Zaha Hadid sollte einen zukunftsweisenden, temporären Bau in der königlichen Parkanlage installieren. Seitdem wird, mit Ausnahme des nicht realisierten Pavillons von MVRDV, jedes Jahr erneut experimentiert. Ein entscheidendes Kriterium für die Wahl des Architekten ist dabei, dass er bisher noch kein Projekt in Großbritannien realisiert hat. Julia Peyton-Jones erklärt im Gespräch mit Chefkurator Hans Ulrich Obrist, dass nicht nur die Kunst, sondern auch die Architektur ausgestellt werden solle. Es ist eben eine Institution, mit der sich Architekten international behaupten – auch wenn auffällig viele der Architekten (acht von zehn) zuvor mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet wurden.
„Serpentine Gallery Pavilions“ ist die erste Publikation, die die zehn bereits realisierten Pavillonbauten in einem Band versammelt. Das Interview mit Julia Peyton-Jones und Hans-Ulrich Obrist, ein ausführliches Gespräch über Hintergrund, Idee und Konzept der Sommerpavillons, ergänzt die Projektbeschreibungen, die mit Originalzeichnungen der Architekten und Fotografien der realisierten Bauten illustriert sind. Eine bunte Sammlung, die verschiedenste Entwürfe und Konzepte zusammen bringt – immerhin: es ist für jeden etwas dabei.
Serpentine Gallery Pavilions
Philip Jodidio
Taschen Verlag 2011
Hardcover, 30 x 30 cm, 356 Seiten
39,99 Euro
www.taschen.com
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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peter z. | 06.07.2011 17:23 Uhrhype
der von zaha war eigentlich doch der beste oder? auch schön: niemeyer und ito. den rest kann man getrost vergessen. oder was meint ihr?