Ein trauriger Roboter und ein rosa-grauer Riesenelefant. Nein, das sind nicht die Helden eines neuen Animationsfilms aus den Pixar Studios. Es sind zwei der Architektur-Highlights in Thailands Hauptstadt, die der „Wallpaper City Guide Bangkok“ aus dem Phaidon Verlag vorstellt. Bis der Leser jedoch die United Overseas Bank von Sumet Jumsai im „Nummer 5 lebt!“-Look und Arun Charesis 1997 fertiggestellten Büro- und Wohnturm mit den gelben Stosszähnen erblättert hat, versorgt ihn das handliche Büchlein mit Basics: Zahlen, Fakten, die wichtigsten Adressen und eine kurze Beschreibung der angesagten Szeneviertel der pulsierenden Megacity – denn schließlich will der Stadtführer ja für den „design conscious traveller“ geschrieben sein.
Einen räumlichen Eindruck von der Sieben-Millionen- Metropole gibt ein auffaltbares Panorama-Bild im Buchdeckel des türkisen Styler-Reclams: Hier breitet sich Bangkoks Skyline aus, deren prägende Bauten in der „The City at a glance“-Rubrik näher erläutert werden. Etwa das legendäre Shangri-La Hotel, das laut Wallpaper so reich mit Restaurants, Pools und Spa-Bereich ausgestattet ist, dass es kaum einen Grund gibt, das Hotel-Anwesen zu verlassen. Ein seltsames Statement. Denn eine Stadt entdeckt man nicht unter der Hoteldusche. Aber der Wallpaper-Auswahl nach zu urteilen, lernt die designbewusste Klientel eine Stadt ausschließlich in durchgestylten Shops, Hotels, Restaurants oder Bars kennen – und weniger auf der Straße. Während die spritzig geschriebene Einführung noch von „schwimmenden Obstmärkten, brutzelnden hotplates der Straßenverkäufer“ und dem Kontrast zwischen „old-school Bangkok und Shoppers-Paradise“ schwärmt, präsentieren die Guide-Rubriken „Landmarks“, „Urban Life“, „Architour“ oder „24 Stunden Bangkok“ meist nur hübsche, glatte Langeweile. Ausnahmen bilden Restaurants wie das „Hazara“ oder das „Ruen Mallika“, die neben authentischer Küche auch mit traditioneller Teakhaus-Architektur aufwarten.
Klar, der Lifestyle der Expats in „BK“ wird bestimmt von coolen Drinks in schicken Rooftopbars – wie etwa im vom Designbüro orbit entworfenen „Long Table“. Ebenso prägen gigantische Einkaufszentren wie das Siam Paragon oder die Central World das Stadtleben. Ein anderer, größerer Teil spielt sich aber abseits der Designermalls ab, auf den wuseligen Straßen, die nie schlafen. Das kommt in diesem hippen Reiseführer eindeutig zu kurz. An welcher Straßenecke man mit Einheimischen die beste Nudelsuppe schlürfen kann, lässt der „Wallpaper City Guide Bangkok“ offen. So kann das notizheftkleine Büchlein nur eine schöne Ergänzung zu herkömmlichen Reiseführern sein – eine Alternative ist es gewiss nicht. (Luise Rellensmann)
Wallpaper City Guide 2011 Bangkok
Phaidon Verlag, September 2010
Taschenbuch, 128 Seiten
Englisch
Zum Thema:
Erschienen in der Baunetzwoche#219 „Bauen in Bangkok“