Der Schweizer Fotograf René Burri (1933) gilt eigentlich als „Menschen-Fotograf“, hat er doch stets auch zeitgenössische Architektur dokumentiert. Wie zum Beispiel Oscar Niemeyers Lebenswerk Brasilia. Von 1960 bis 1993 fotografierte Burri zuerst den Aufbau der Millionenstadt, später dann das Alltagsleben dort.
Die meisten der Fotografien, die der Zürcher Verlag Scheidegger & Spiess jetzt in einer Publikation veröffentlicht hat, sind hier zum ersten Mal zu sehen. Die Farb- und Schwarzweißaufnahmen zeigen architektonische Ikonen wie Brasilias berühmtes Parlamentsgebäude während der Bauarbeiten, Wohnblockbebauungen oder die Sicht aus dem Flugzeug auf die dem Urwald abgerungenen Bauflächen.
Doch es wären keine Bilder von René Burri, wenn in ihnen nicht auch der Mensch in Bezug zur Architektur gesetzt wäre: Porträts des Architekten Oscar Niemeyer, der Arbeiter oder Politiker sind ebenso eingefangen, wie Straßenszenen oder stimmungsvolle Partys. Nur allzu deutlich und eindrucksvoll werden hier die ungeheure Aufbruchstimmung und Anstrengung, die den Aufbau begleiteten, sowie die visionären Dimensionen dieser ultramodernen neuen Hauptstadt.
Vervollständigt wird der Band durch einen Essay von Arthur Rüegg zur Planungs- und Stadtgeschichte Brasilias und zu den Fotografien Burris, einem Auszug aus einem Text der brasilianischen Schriftstellerin Clarice Lispector sowie einem Text von René Burri und Faksimiles seiner Magazin-Veröffentlichungen. (um)
„René Burri. Brasilia – Fotografien 1958–1997“
Herausgegeben von Arthur Rüegg.
Mit Texten von Arthur Rüegg, René Burri und Clarice Lispector,
Verlag Scheidegger & Spiess, 2011,
Texte in Deutsch und Englisch,
Gebunden, 224 Seiten, 122 farbige und 104 schwarz-weiß Abbildungen,
77 Euro