Zwei französische Fotografen, die sich eine Kamera teilen, damit sie das Werk wirklich als ein gemeinsames darstellen können. Mit dieser Kamera haben sie fünf Jahre lang Detroit fotografiert. Und wenn man Detroit fotografiert, dann fotografiert man zwangsläufig Ruinen. Oder Brachen. Oder Abrisshäuser. Viele der abgebildeten Gebäude sind noch während der Laufzeit des Projektes abgerissen worden. Weil es nicht mehr ging. Viele stehen seit Jahrzehnten verlassen und leer, ohne Heizung, ohne Bewachung. Ruinen in Downtown.
Detroit ist das, was dabei herauskommt, wenn Industrie und Wirtschaft einen Ort nicht mehr brauchen. Was herauskommt, wenn ein unreguliertes System ohne Rücksicht auf den öffentlichen Raum und auf soziale Strukturen einfach das Licht ausmacht, ohne sich darum zu kümmern, was aus den gebauten Hinterlassenschaften wird. Einst glanzvoller Zentralort der amerikanischen Autoindustrie, aber auch Schauplatz blutiger Rassenunruhen, ist Detroit heute in weiten Teilen eine Ruinenstadt.
Die beiden Fotografen machen aus dem Verfall ein ästhetisches Ereignis. Menschen sind auf den streng komponierten Architekturbildern fast nicht zu sehen. Weil kaum mehr welche da sind. Die Stadt hat seit 1950 die Hälfte ihrer Bewohner verloren. Auf den Bildern sehen wir meist nur noch ihre Hinterlassenschaften: Möbel, Bücher, Blutkonserven.
Das Buch ist nicht nur ein atemberaubender Bildband, sondern hat mit gut recherchierten Bildunterschriften auch die jeweilige Story eines Gebäudes parat. (-tze)
The Ruins of Detroit
Yves Marchand und Romain Meffre
Mit Einführungen von Robert Polidori und Thomas Sugrue
Steidl-Verlag, Göttingen 2010
Englisch, gebunden
227 Seiten, 186 Farbfotos
88 Euro
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