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11.08.2010
Tokyo. Die Strasse als gelebter Raum
Bücher im BauNetz
„Raum ist, wie die Stadt auch, ein gesellschaftliches Produkt. Die Stadt zu produzieren bedeutet nicht nur, sie auf der materiellen Ebene zu gestalten und zu bearbeiten, sondern auch auf der Ebene der Wahrnehmung und des Handelns.“ (Jürgen Kruschke)
Ein Goldfischglas auf dem Poller – Schirmständer, Topfpflanzen oder ein Sofa am Straßenrand? Die Aneignung des Straßenraums durch seine Anwohner ist in den alten Wohnstraßen Tokios nichts Ungewöhnliches. Die Straße ist seit jeher einer der wichtigsten öffentlichen Räume; vor allem in asiatischen Städten ist die Straße – und nicht der Platz – bis heute der wichtigste Ort des täglichen Lebens. Vor allem in Städten wie Tokio war, ist und bleibt die Straße nicht nur Verkehrsraum, sondern Raum der Kommunikation und des Handelns – ein Raum der erlebt und gelebt wird.
In Tokio gibt es mehr als drei Millionen Autos, doch mit insgesamt 35 Millionen Einwohnern gehört die Stadt den Fußgängern. Um die Bahnhöfe entfaltet sich Metropolenatmosphäre, und in den Nebenstraßen tobt ein Leben von fast kleinstädtischer Qualität. Da in Tokio vor allem in den Kernbezirken die Wohnungen sehr teuer und im Vergleich zu Europa extrem klein sind, geschehen viele Alltagstätigkeiten im öffentlichen Raum. Zum so genannten „Wohnen außer Haus“ gehören vor allem Kochen und Essen – die Bewohner werden zu einer Art Stadtnomaden, die das Wohnen in Einzelfunktionen fragmentiert über die Stadt verteilt.
Der Band „Tokyo. Die Strasse als gelebter Raum“ untersucht neben historischen und städtebaulichen Analysen der kleinteiligen Qualitäten des öffentlichen Raums in Tokio genau solche Eigenheiten. Immer wieder wird Blick direkt auf die Straße gelenkt: Drei Bildstrecken zeigen die Megacity aus der Perspektive des Fußgängers und nehmen den Leser mit auf eine Reise durch die Stadt.
Diese detaillierte, aber kompakt aufbereitete Forschungsarbeit stellt die erste Publikation innerhalb der Studie „Taking to the Streets“ am Lehrstuhl Günther Vogt, Departement Architektur der ETH Zürich dar, die aus der intensiven Zusammenarbeit des Stadtplaners Frank Roost und Philosophen und Kunsttheoretikers Jürgen Kruschke hervorgegangen ist.
Ein lesenwertes und dazu noch schön gestaltetes Buch, das für alle Tokio-Liebhaber ein Muss sein sollte. (jk)
Tokyo. Die Strasse als gelebter Raum
Jürgen Krusche, Frank Roost
Lars Müller Publishers, Juni 2010
127 Seiten, 24 x 16,6 cm, broschiert
19,90 Euro
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