Ein Basketballkorb in rund 20 Metern Höhe, Luftballons in einer Telefonzelle, geheime Botschaften in versteckten Mauerlöchern, ein schwimmender Fußballplatz oder auch in der Spree treibende Matratzen, bunt umgarnte Baumstämme oder das Küchenmonument von Raumlabor und – klar, jede Menge Graffitis und nicht zuletzt die verrückten Aktionen der so genannten Flash Mobs.
„Urban Interventions“, ein Titel, der in verschiedenen thematischen Kaptiteln alle denkbaren künstlerischen Eingriffe in den urbanen Raum zeigt. Ein internationales Fotoalbum, das die Straße als Leinwand, Labor oder auch als Bühne zeigt. Die Kunst ist da, bevor wir da sind. Eine humorvolle und gleichzeitig nachdenklich machende Sammlung von Fotos. Wir sehen also schlagfertige Plakatkampagnen zur Aufklärung interkulturellen Zusammenlebens, Schaukeln an Bushaltestellen und andere Bilder, die unsere Wahrnehmung von Stadt und öffentlichem Raum kommentieren, kritisieren und in Frage stellen.
Ein breites Spektrum aktueller Projekte und Methoden der Urban Art Szene also, die wie kaum eine andere die zeitgenössische visuelle Sprache prägt. Gewachsen aus der Graffitikultur entstehen immer mehr Verbindungen und Wechselwirkungen mit Kunst, Architektur, Performance und Installation. Die Protagonisten überraschen, irritieren und provozieren durch ihre Eingriffe und besetzten Raum in den Metropolen wie New York, London oder Berlin ebenso wie in China, Kolumbien oder der Türkei. Sie privatisieren den öffentlichen Raum, besetzen und verändern ihn.
Ein Bilderbuch, das mit wenig Text auskommt, die Szene zum ersten Mal umfangreich dokumentiert und am Ende die eigene Kreativität anregt – man sollte sich dabei dann nur nicht erwischen lassen.
Übrigens: In Berlin sind seit kurzem gespiegelte Interventionen auf Gehwegen und Parks zu finden. Mit runden Spiegel, Kreidelinien und Strandgut will Olafur Eliasson mit unserer Wahrnehmung des Alltags spielen. Dass er sich mit seiner Ausstellung „InnenStadtAußen“, die am 28. April im Martin-Gropius-Bau eröffnet wird, nicht auf das Museum als Schauplatz beschränken wollte, liegt also auf der Hand und längst vor unserer Nase. (Jeanette Kunsmann)
Urban Interventions
Personal Projects in Public Spaces
Robert Klanten, Matthias Hübner
Die Gestalten Verlag, Berlin, April 2010
256 Seiten, Hardcover, 30,6 x 24,3 cm
44 Euro
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