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06.08.2010

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The Gentrification Reader

Bücher im BauNetz


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Ein Gespenst geht um in Europa, nein, in der ganzen Welt. Egal ob in New Yorks Lower East Side, im Hamburger Schanzenviertel oder in Londons Notting Hill: Überall huscht der Geist der Gentrifizierung vor den Altbaufenstern entlang. Weltweit ist die Verdrängung von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen aus ihren Stadtteilen – erst durch Studenten und Künstler, dann durch Immobilienhaie – ein Thema. Im englischen Routledge-Verlag ist jetzt eine dicke Publikation erschienen, die sich in aller Breite mit der konfliktträchtigen Thematik
befasst.

Der 600 Seiten starke „Gentrification Reader“ beinhaltet sowohl klassische Schlüsseltexte als auch neueste Literatur zu der umstrittenen Stadtteilveredelung.
Erst wird das Phänomen der Gentrifizierung genau definiert, dann werden neue Anstöße für den Forschungsbereich gegeben. Streit- und Konfliktpunkte werden dargestellt und diskutiert. Von Theorien bis zu Fallstudien und Analysen – etwa
von aktuellen Strategien der Stadtpolitik oder dem Widerstand in Gemeinden – reicht die inhaltliche Vielfalt der Beiträge.

So sind etwa Textauszüge der Soziologin Ruth Glass aus dem Jahre 1964 abgedruckt. Die gebürtige Berlinerin, die seit den 1930er Jahren vor allem in London und New York lehrte, prägte als erste Forscherin den Begriff der Gentrifizierung. In „London: Aspects of Change“ befasst sie sich mit den Veränderungen in Londoner Arbeitervierteln. Hier wird gezeigt: Geschichte wiederholt sich doch.

Zusammen mit seinem Vorgänger „Gentrification“ ist „The Gentrification Reader“ eine bisher beispiellose Sammlung einflussreicher Schriften zu einem der heißesten Eisen moderner Stadtentwicklung. Begleitet werden die Beiträge von Kommentaren der Herausgeber, international renommierter Experten
auf dem Gebiet: Loretta Lees ist Professorin für Humangeografie am Londoner King’s College, Tom Slater forscht im selben Fachgebiet an der Universität Edingburgh, Elvin Wyly ist Geographieprofessor an der University of British Columbia in Canada.

Das Trio hat hier eine interdisziplinäre Publikation zusammengestellt, die nicht nur eine hervorragende Grundlagen-Lektüre für Studenten aus unterschiedlichen Bereichen wie Stadtplanung und Stadtforschung, Geographie und Soziologie ist. Auch für alle, die sich einmal differenziert mit dem viel diskutierten Thema auseinandersetzen wollen, ist der „Gentrification Reader“ relevant und lesenswert.

600 Seiten sind eine Menge Lesestoff – hinter dem sich viel sozialer Sprengstoff verbirgt. Leider gibt es nur wenig Bilder. Schade, denn die neue Boheme in den todsanierten Szenevierteln ist doch immer für einen Schnappschuss gut.
(Luise Rellensmann)

The Gentrification Reader
Hrsg: Loretta Lees, Tom Slater und Elvin Wyly
Taschenbuch: 348 Seiten, 24,4 x 18,8 x 4 cm
Sprache: englisch
Verlag: Routledge
41,60 Euro

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