Das wurde aber auch langsam Zeit!Wenn wir je auf eine Werkmonografie gewartet haben, dann auf die der Staab Architekten. Das sympathische Berliner Büro von Volker Staab und seinem Partner Alfred Nieuwenhuizenhat sich in den vergangenen 15 Jahren mit einer zurückhaltenden und zeitlosen Architektursprache zu einem der tonangebenden deutschen Büros und zu einem Exportschlager entwickelt.

Das Team sitzt in einem Kreuzberger Hinterhof und realisiert von hier aus Projekte in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Mexiko und Australien. Der Werkbericht zeigt, was den Reiz von Staabs Entwürfen ausmacht: Obwohl die Projekte hauptsächlich als Wettbewerbsbeiträge erarbeitet werden, liegt der Fokus der Architekten nicht auf dem hohen Wiederkennungswert der eigenen Handschrift. Vielmehr ist jedes Projekt aus dem spezifischen Problem von Ort, Programm und Material entwickelt. Das Buch stellt das, was Volker Staab oft als die „Suche nach dem Anlass zur Form“ umschreibt, anhand von bekannteren, bereits fertig gestellten Projekten und aktuellen Bauvorhaben vor. Zu letzteren gehören unter anderem die spektakuläre, raumbildende Überdachung für das neue Zentraldepot des Albertinum in Dresden und der Neubau für das Westfälische Landesmuseum in Münster – zwei Projekte, deren Fertigstellung man mit Spannung entgegensehen darf.

In das Buch haben es aber auch eine beachtliche Zahl von weniger erfolgreichen Wettbewerbsbeiträgen geschafft, weil sie eine architektonische Haltung zum Ausdruck bringen, die für den Erfolg des Büros mitverantwortlich ist. Ein entscheidendes architektonisches Thema der Zusammenstellung: der massive Körper und die raumbildende Subtraktion. Genau wie die Bauten des Büros ist der Werkbericht einfach, präzise und zurückhaltend gestaltet. Die Qualität der fotografischen Abbildungen ist hervorragend, alle Arbeiten werden mit den zum Verständnis notwendigen Zeichnungen dargestellt. Oft zeigen gleichartige Diagramme und Isometrien die grundsätzlichen Entwurfsüberlegungen der verschiedenen Projekte und machen so Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Werk lesbar. Peter Rumpf, langjähriger Chefredakteur der Bauwelt, führt in den Band mit einem lesenswerten Essay unter dem Titel „Wechselwirkungen“ ein. Volker Staab selbst kommt in einem ausführlichen Interview zu Wort. Ein durchweg gelungener Werkbericht.
(Henning Sigge)

Staab Architekten - Arbeiten 90-06
Filiz Dogu, Dagmar Hoetzel (Hrsg.)
gebunden, 250 Seiten, Deutsch und Englisch, 59,90 Euro
Junius Verlag, Berlin 2007
ISBN: 9783885065692

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