Lange war es relativ ruhig um die Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Nun wurde bekannt, dass bis Ende des Jahres eine Entscheidung über die bisherige Doppelanlage von Oper und Schauspielhaus am Willy-Brandt-Platz fallen soll. Der Abriss scheint beschlossene Sache – trotz des erst 2020 ausgesprochenen Denkmalschutzes für das gläserne Foyer des Ensembles. Die Stabsstelle für die Zukunft der Städtischen Bühnen prüfe derzeit die letzten Fragen zum Umgang mit dem Denkmalschutz, heißt es in der FAZ. Diskutiert würden demnach noch drei Neubauvarianten: zwei getrennte Spielorte, die sich entlang der Wallanlage in die „Kulturmeile“ zwischen Jüdischem Museum und Alter Oper einreihen würden, die „Spiegelvariante“, bei der eines der Theaterhäuser am alten Standort neu errichtet und das andere ihm vis-a-vis gegenübergestellt würde sowie ein erneuter Doppelbau am Willy-Brandt-Platz.
Vom Tisch scheint die durch eine Bürgerinitiative geforderte Rekonstruktion des historistischen Seeling-Schauspielhauses von 1902, obwohl die Befürworter*innen Klage gegen die Absage ihres Bürgerentscheids eingereicht haben. Doch auch von Seiten der Abrisskritiker*innen der Bühnen von Apel, Beckert & Becker gibt es Neuigkeiten. Wie im Zuge der Petition zum Erhalt bereits angekündigt, legt die Initiative Zukunft Städtische Bühnen Frankfurt um Herausgeber Philipp Oswalt nun ein im Deutschen Kunstverlag erschienenes Buch vor, das erneut für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen könnte. Es widmet sich einer künstlerischen Position, die in der bisherigen Diskussion wenig Beachtung fand – der denkmalgeschützten Deckenskulptur „Wolken“ des ungarisch-schweizerischen Bildhauers Zoltán Kemény.
Die über 100 Meter lange Raumskulptur schwebt seit 1963 weithin sichtbar im Glasfoyer der beiden Spielstätten und prägt das Erscheinungsbild des Hauses. In ihrer organischen Dynamik und betonten Handwerklichkeit schafft sie einen Kontrast zur Architektur des Gebäudes. Das Buch stellt Genese und Rezeption des vielen Frankfurter*innen ans Herz gewachsenen Werks vor. Studentische Entwürfe zeigen auf, wie der Erhalt mit einer konzeptionellen Revision der Städtischen Bühnen zusammengedacht werden könnte.
Am Montag, 11. Juli 2022 lädt die Initiative zur Buchvorstellung von Zoltán Keménys Frankfurter Wolkenfoyer. Entstehung und Zukunft einer gefährdeten Raumkunst ins DAM am Interimsstandort im Frankfurter Ostend ein. Nach Begrüßung durch DAM-Direktor Peter Cachola Schmal werden Philipp Oswalt (Herausgeber), Alfons Maria Arns (Autor, Kulturhistoriker), Astrid Wuttke (Autorin, Partnerin bei schneider+schumacher Architekten) und Anna Ranches (Grafikerin) die Publikation präsentieren. Im Anschluss folgen ein Statement von und die Diskussion mit Brigitte Franzen, Direktorin des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt.
Termin: Montag, 11. Juli 2022, 19 Uhr
Ort: Deutsches Architekturmuseum – DAM Ostend, Henschelstraße 18, 60134 Frankfurt am Main
Zum Thema:
zukunft-buehnen-frankfurt.de
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