Der Alice-Salomon-Platz in Berlin-Hellersdorf kann unter dem Aspekt der klimagerechten Stadtgestaltung als Negativbeispiel gelten. Die 120 mal 120 Meter große Fläche ist nahezu vollständig versiegelt und wird von einer 30 Meter breiten Verkehrsachse durchschnitten. In der sechsgeschossigen Platzrandbebauung mit Arkaden befinden sich wichtigen Einrichtungen wie die Alice-Salomon-Hochschule und das Rathaus des Bezirks.
Die heutige Gestaltung des Platzes samt umfangreicher Randbebauung geht auf das Büro Brandt & Böttcher zurück, das 1991 den entsprechenden Wettbewerb gewann. 2009 wurde der Platz fertiggestellt. Der als Helle Mitte bezeichnete Ort wurde jedoch nie zum erhofften lebendigen und urbanen Raum. Der motorisierte Verkehr ist zu präsent, die Aufenthaltsqualität zu gering. Das soll sich bald ändern.
Deshalb lobte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Februar in Kooperation mit dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf einen offenen freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerb zur Umgestaltung des Platzes aus, den Bruun & Möllers (Hamburg) gewannen. Ziel ist eine zukunftsfähige und nachhaltige Gestaltung des Platzes mit Fokus auf Klimafragen durch Regenrückhaltung, mehr Vegetation und neue Mobilitätsformen. Im Zuge der Umgestaltung werden die Straßen am Platz von drei auf zwei Spuren reduziert. Die bestehenden Materialien sollen möglichst erhalten oder wiederverwendet werden. Konkret sind das fast 9.000 Quadratmeter Granit und Betonsteinplatten.
Um einen Ort der Begegnung zu schaffen und auf die Bedürfnisse der Bürger*innen einzugehen, fanden seit 2019 Öffentlichkeitsbeteiligungen in Form von Workshops und Versammlungen statt. Deren Ergebnisse sollten von den teilnehmenden Büros berücksichtigt werden. In dem von gruppe F | Freiraum für alle (Berlin) betreuten Verfahren setzte sich das Hamburger Team gegen 23 Konkurrenten durch. Unter dem Vorsitz von Maren Brakenbusch vergab die Jury folgende Auszeichnungen:
- 1. Preis: Bruun & Möllers (Hamburg)
- 2. Preis: Schieferdecker Landschaftsarchitektur (Dresden)
- 3. Preis: RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn)
- Anerkennung: Mettler Landschaftsarchitektur (Berlin)
- Anerkennung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten (Dresden)
Der Siegerentwurf sieht Grünflächen an den Platzrändern und eine Teilentsiegelung vor. Die Pflanzbereiche sind organisch geformt und von geschwungenen Bank- und Tischelementen gerahmt. Andere Arbeiten schlagen einen deutlich höheren Anteil an Grünbereichen und neue Bodenbeläge vor.
Auch im Juryprotokoll heißt es zum Gewinnerentwurf, dass die Retentionsflächen vergrößert werden müssen, um die geforderte Überflutungsvorsorge zu sichern. Gelobt wird jedoch der behutsame Umgang mit dem Bestand und die damit einhergehende ressourcenschonende Umgestaltung . So werden zum Beispiel Anlagen für Regen-, Trink- und Brunnenwasser wiederverwendet und das bestehende Wasserspiel beibehalten.
Der knapp 3.000 Quadratmeter umfassende Ideenteil südlich des Platzes beinhaltete die Flächen über der U-Bahntrasse und den denkmalgeschützten Bahnhofsgebäuden. Bruun & Möllers griffen hier das Arkadenmotiv des Platzes auf und schlagen über den U-Bahnzugängen begrünte Pergolen vor.
2026 soll der Umbau des Alice-Salomon-Platzes starten. Für den Realisierungsteil stehen 1,5 Millionen Euro aus dem Berliner Plätzeprogramm und dem Baufond des Programms Sozialer Zusammenhalt zur Verfügung. Je nach finanziellen Möglichkeiten und politischen Entscheidungen, wird auch der Ideenteil realisiert, heißt es in der Auslobung.
(gk)
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