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13.11.2017

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In Frankfurt sind die Monster los

Brutalismus-Ausstellung eröffnet


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Im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main hat vergangenen Mittwoch eine Ausstellung mit dem Titel „SOS Brutalismus“ eröffnet. Der Untertitel lautet: Rettet die Betonmonster. Friederike Meyer war vor Ort und beantwortet die zehn wichtigsten Fragen.

Warum Monster?
Brutalisitische Bauten sind nicht gerade beliebt. Vielen droht der Abriss. Mit dem Hilferuf „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster“ möchten das Deutsche Architekturmuseum und die Wüstenrot Stiftung auf die weltweite Zerstörung, Vernachlässigung und Umgestaltung brutalistischer Architektur aufmerksam machen.

Was ist Brutalismus?
Brutalismus kommt vom französischen Wort brut für „direkt, roh, herb“. Alison und Peter Smithson, so erklärt es die Ausstellung, brachten den Begriff New Brutalism im Jahr 1953 in die Diskussion. Ihre Schule in Hunstanton, eingeweiht 1954, gilt als das erste brutalistische Gebäude. Alle Bauelemente, bis hin zu den Wasserleitungen in den Toiletten, wurden dort ungeschönt und direkt eingesetzt. In dieser Haltung erkannte der britische Kritiker Reyner Banham eine neue „Ethik“ in der Architektur. In seinem 1966 erschienenen Buch „Brutalismus in der Architektur. Ethik oder Ästhetik“ erklärte er den Brutalismus für beendet. Doch danach ging es erst richtig los – und zwar weltweit.

Gesamteindruck der Ausstellung:
Derb und detailverliebt zugleich – wie der Brutalismus selbst. Kleine Betonmodelle auf Sockeln begleiten den Weg in die Erdgeschossgalerie. Dort ummanteln große Fotos und Infos auf Stegplatten die Stützen im Raum. Bisweilen mannshohe braune Pappmodelle stehen dazwischen.

Bestes Bild: Zwei Handwerker mit nackten Oberkörpern und Hämmern, die auf einem Gerüst im australischen Canberra stehen. Sie geben einer typisch brutalistischen Fassade den letzten groben Schliff. Per Hammer bearbeitete Betonelemente sind typisch für brutalistische Bauten.

Größte Überraschung: Es gibt was Duftendes zum Mitnehmen.

Schaurigster Moment: Wie das AT&T Long Lines Building von John Carl Warnecke (1967–74), das heute angeblich eine Außenstelle der NSA beherbergt, als dunkler Monolith zwischen den hell beleuchteten Hochhäusern von New York City aufragt.

Lieblingssatz des Kurators Oliver Elser: „Damit die Schüler den Sichtbeton nicht bekritzeln, wird in den Klassenräumen des Gymnasiums in Hückelhoven keine Kreide offen aufbewahrt.“ (Brigitte und Christoph Parade, Gymnasium Hückelhoven, 1963–74)

Preisfrage: Was haben das Centre for Performing Arts in Neu-Delhi, das Bezirksgericht im norwegischen Sandvika, die Staatsphilharmonie in der kirgisischen Stadt Bischkek und das Gebäude der Knesset in Jerusalem gemeinsam? Neben 13 anderen Bauwerken zählt die Ausstellung diese Bauten zum weltweit verbreiteten „Tempeltypus“. Vorbilder sind Le Corbusiers Kloster La Tourette und die Boston City Hall.

Warum man die Ausstellung unbedingt sehen muss:
Wegen der Modelle, die Studierende der TU Kaiserslautern gebaut haben. Vor allem das riesige Schnittmodell der Boston City Hall beeindruckt. Sein Bau war mindestens so aufwendig wie die Überlegungen, ob es durch die Türen des Museums passt.

Wer es dennoch bis zum 2. April 2018 nicht nach Frankfurt schafft:
Der Katalog „SOS Brutalismus. Eine internationale Bestandsaufnahme“ kann schon jetzt als Standardwerk zum Thema gelten. 120 Bauwerke werden vorgestellt, über einhundert Autoren analysieren Projekte in der ganzen Welt. Außerdem sind die Beiträge des internationalen Brutalismus-Symposiums, das 2012 in der Akademie der Künste in Berlin stattfand, in einem separaten Band erschienen. Was zwischen den Buchdeckeln nicht zu finden ist, steht auf der von BauNetz konzipierten Online-Datenbank SOSBrutalism.org. Alle können mithelfen, diese aktuell zu halten!

Fotos der Ausstellung: Moritz Bernoully


Zum Thema:

Die Ausstellung ist noch bis zum 2. April 2018 im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main zu sehen.


www.dam-online.de 


www.SOSBrutalism.org




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