Um größere städtebauliche Projekte zu fördern, unterstützt das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) seit 2014 jedes Jahr Projekte, die sich durch einen besonderen Anspruch an Städtebau, Baukultur und Beteiligungsprozessen auszeichnen. Im letzten Jahr wurden für das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ aus 98 Einreichungen 24 Projekte ausgewählt, für die rund 75 Millionen Euro bereitgestellt wurden. Darunter war auch die Erweiterung des Staatsarchiv Bremen, die das bestehende denkmalgeschützte Ensemble im Stadtteil Mitte um einen Neubau ergänzen soll.
Der Ursprung des Staatsarchiv Bremen liegt im 13. Jahrhundert. Damit gilt die Einrichtung, die archivwürdiges Schriftgut des Landes und der Stadt Bremen bewahrt, als eine der ältesten der Hansestadt. Das heutige Archiv ist in einem aus den 1960er Jahren stammenden Bau von Alfred Meister untergebracht und wird als vorbildhafter Archivzweckbau der Nachkriegsmoderne angesehen. Von 2010 bis 2012 wurde das Gebäudeensemble saniert und unter anderem die Travertinfassade ausgetauscht. Da stetig neues Archivgut hinzukommt, gelten die Magazinreserven jedoch schon seit längerem als erschöpft. Für den Neubau, der den Bestand um einen Archivbau mit rund 2.550 Quadratmetern Bruttogrundfläche erweitern soll, wurde ein Teilnahmewettbewerb ausgeschrieben, für den sich zwölf Büros qualifizierten. Bruno Fioretti Marquez (Berlin) konnte das Verfahren Anfang Juni dieses Jahres für sich entscheiden.
Alle Preise im Überblick:
- 1. Preis: Bruno Fioretti Marquez, Berlin
- Ein 3. Preis: Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten, Dresden
- Ein 3. Preis: Heine Mildner Architekten, Dresden
- Anerkennung: Felgendreher Olfs Köchling, Berlin
In den ursprünglichen Plänen der 1960er Jahre war für die an den Bestand angrenzende Fläche bereits ein Erweiterungsbau vorgesehen. Bruno Fioretti Marquez schlagen für das Grundstück hinter dem Staatsarchiv einen kompakten viergeschossigen Baukörper vor, der sich zurückhaltend in seine Umgebung einfügt. Geplant ist eine Stahlbetonskelettstruktur mit einer schlichten Hülle aus Klinker, die an die typisch regionale Architektur anknüpft. Das Flachdach soll begrünt und mit einer PV-Anlage versehen werden. Das Preisgericht unter Vorsitz von Volker Staab lobte den wohlproportionierten Erweiterungsbau, „der am Imre-Nagy-Weg ein neues Gesicht dieser für das Land Bremen bedeutsamen Institution formuliert.“ Der zurückhaltend dimensionierte eingeschossige Annex berühre sehr maßvoll den denkmalgeschützten Archivturm und integriere beide Gebäudeteile mit funktional begründeten Räumen für den Archivbetrieb, heißt es weiter in der Beurteilung.
Mit dem Bau soll im Frühjahr 2024 begonnen werden. Da die Förderung durch den Bund Ende 2025 ausläuft, soll das Gebäude bis dahin fertiggestellt werden. Die Kosten werden sich laut Angaben auf 8,7 Millionen Euro belaufen, wovon 4,1 Millionen aus dem Topf des Bundes und eine halbe Million von einem privaten Spender stammen, der Rest soll vom Land Bremen übernommen werden. (dsm)
Auf Karte zeigen:
Google Maps