Als Olympia-Attentat ist der Terroranschlag von September 1972 in die jüngere Geschichte eingegangen. Elf israelische Sportler und ein bayerischer Polizist starben damals. Eine Gedenkstätte auf dem Areal der olympischen Spiele von 1972 in München soll in Zukunft daran erinnern. Brückner & Brückner (Tirschenreuth, Würzburg) gewannen im Sommer letzten Jahres einen Wettbewerb, der für den Erinnerungsort ausgeschrieben wurde. Nun hat das Büro seinen Gewinnerentwurf überarbeitet.
Brückner & Brückners überzeugende Idee war, die Gedenkstätte in einen Hügel, den Lindenhügel, zu legen. Dafür plante das Büro, eine innere Ebene der Erhebung schlicht auszuschneiden und in dem entstehenden Hohlraum einen Ausstellungspfad anzulegen. Die Spitze des westlichen Lindenhügels sollte dann auf dünnen Stelzen schweben. Die Überarbeitung zeigt nun einen anderen Zugang: Während der Hügel zu einer Seite seine natürliche, stete Erhebung behält, wird ihm zur östlichen Seite eine horizontale Tranche förmlich herausgeschnitten. Das ursprüngliche „Schweben“ wurde nun von dem Motiv des „Einschneidens“ abgelöst.
„Einschnitt“ lautet auch der Titel des Entwurfs von Brückner & Brückner. Dieser ist nicht nur architektonisches Programm, sondern verbildlicht gleichsam auch die traumatische Situation, die der Terrorakt 1972 ausgelöst hat. „An das schreckliche Geschehen“, so Bayerns Wissenschaftsminister Spaenle, solle dieser Gedenkort „erinnern, es erklären und historisch einordnen und daraus Schlüsse zu ziehen helfen“. Schon im Juli 2014 lobte die Juryvorsitzende Barbara Holzer (Holzer Kobler Architekten, Zürich/Berlin) die Symbolik des Einschneidens, die nun in der aktuellen Version schärfer ausgearbeitet ist: „Ein Schnitt durch den bestehenden Hügel schafft einen Ort des Innehaltens“, einen Raum der „Konzentration und Kontemplation einerseits mit dem Moment der Irritation andererseits.“
Nach dem jetzigen Entwurf wird der Gedenkort, über breite Stufen leicht nach unten versetzt, von einer Seite durch den Hügel geschützt sein und sich zur anderen mit der weit hervorragenden Hügelkappe zum Olympiapark öffnen. Lediglich eine Wand mit integrierter Ausstellungsfläche werden Brückner auf der Fläche installieren. Als eine „Aura der Würde“ charakterisiert Holzer den zukünftigen Raum. Im Herbst 2016 soll der Erinnerungsort des Olympiastadions fertiggestellt werden. (sj)
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Wie kann in der Architektur erinnert, gemahnt und gedacht werden? Die Baunetzwoche#416 widmet sich dem Thema
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auch ein | 26.10.2015 16:39 Uhrarchitekt
wie kommt man JETZT, so ca. 45 jahr später, drauf da was machen zu müssen?
muss man dem "alten" ( und tollen!!!) olympiapark jetzt wieder ein bischen publizität ermöglichen, damit er nicht hinter der arena in vergessenheit gerät?
schöner entwurf, gute idee, aber....
seltsames projekt.........