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02.12.2022

Kapelle auf Kaolinbeton

Brückner & Brückner Architekten in der Oberpfalz


Die Wegkapelle ist eine kleine, aber feine Typologie – das Projekt der sieben Kapellen im Schwäbischen Donautal hat bereits Anfang 2021 gezeigt, wie vielfältig ihr Erscheinungsbild sein kann. Nun legen Brückner & Brückner Architekten (Tirschenreuth/Würzburg) eine weitere Interpretation vor: Ihre Version des Minisakralbaus am Wegesrand steht im Naturschutzgroßprojekt Waldnaabaue bei Tirschenreuth und wurde vom Rotary Club Stiftland beauftragt. Die Baukosten werden von mehreren Lokalmedien mit circa 270.000 Euro angegeben.

Der in der Oberpfalz gelegene Landstrich Stiftland ist durch einen der größten und ältesten Teichkomplexe Deutschlands geprägt, der bereits im Mittelalter von den Zisterziensern angelegt wurde. In dieser Wasserlandschaft zwischen Wiesau und Tirschenreuth nahe eines ehemaligen Bahndamms, der zum Wander- und Radweg durch die „Tirschenreuther Teichpfanne“ umfunktioniert wurde, realisierten Brückner & Brückner mit Himmelsleiter und Heusterzbrücke bereits 2010 und 2012 zwei kleinere architektonische Interventionen. Wie das Büro ausführt, komplettiert nun die Waldnaabkapelle diesen „sakralen Dreiklang Aufstieg – Übergang – Einkehr“. Direkt am Ufer eines der Teiche gelegen, scheint sie regelrecht aus dem Wasser emporzuwachsen.

In der Materialwahl bleibt das kompakte, über drei mal sechs Meter großem Grundriss errichtete Gotteshaus ganz der unmittelbaren Umgebung verbunden: Für den durch eine horizontale Schalung strukturierten Betonsockel mit unregelmäßiger Höhe wurde Kaolinsand vom Teichgrund – wichtiger Rohstoff für die in der Region traditionell ansässige Porzellanindustrie – als Zuschlagstoff verwendet. Er sorgt für die strahlend helle Farbe. Der Aufbau wiederum besteht aus 325 Fichtenholzbalken mit quadratischem Querschnitt.

Die neun Meter hohe Kapelle bildet nun mit ihrer vertikalen Erscheinung eine Landmarke in der flachen Teichlandschaft. Das Betonfundament erscheint im Wasser gespiegelt als symbolkräftiges Kreuz. Im Inneren verkürzen sich die Balken nach oben hin. Die Abstufungen leiten den Blick himmelwärts zu einem schmalen Oberlicht. Die Glocke befindet sich – von außen nicht sichtbar – über dem langgezogenen, schmalen Eingangsbereich. (da)

Fotos: mju-fotografie


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