Zwei große, weiße Bögen spannen sich im Hintergrund auf. Davor verläuft ein seichter Fluss mit einem alten Wehr, an den üppig bewachsenen Ufern harren Angler*innen ihrer Dinge. So in etwa lassen sich die malerischen Fotografien beschreiben, mit der die kürzlich fertiggestellte Chengdu West First Bridge in der chinesischen Provinz Sichuan inszeniert wird. Der Entwurf für die Brücke über den Fluss Jiangxi stammt von Zaha Hadid Architects (London). Für Konstruktion und Ausführung waren Buro Happold (Berlin/London) und das lokale Kontaktbüro China Southwest Architectural Design & Research Institute (Chengdu) an Bord.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich hier um einen kühnen Betonbau. Tatsächlich aber besteht die primäre Konstruktion aus vorgefertigten Stahlkasten-Elementen. Insgesamt 295 Meter ist die Brücke lang, 185 Meter beträgt die Spannweite zwischen den Stützpfeilern am Ufer. Aus weiter Ferne sind vor allem die zwei geneigten, 30 Meter hoch aufragenden Stahlbögen zu sehen. Sie berühren sich am Scheitelpunkt, um sich dann in Richtung der Fußpunkte auszuspreizen. Auf diese Weise soll die Konstruktion gegen seitliche Windkräfte stabilisiert werden, schreiben ZHA. Überhaupt sei das Bauwerk darauf ausgelegt, die Standards für Jahrhundert-Wetterereignisse zu übertreffen.

Kommt man etwas näher, zeigt sich die wie aus einem Guss wirkende, aber durchaus wuchtige Konstruktion in Bodennähe. Die geschwungenen Bögen gehen nahtlos in die massigen Stützpfeiler und die Randträger über. Mithilfe dieser längs verlaufenden Hohlkastenträger, in denen auch die Stahlseile verankert sind, wird den nach außen gerichteten Schubkräften der Bögen entgegengewirkt. Die meisten der präfabrizierten Stahlelemente wurden vor Ort verschweißt. Die Fahrbahn besteht aus vorgefertigten Betonplatten, Widerlager und Bohrpfähle wurden hingegen in Ortbeton hergestellt.

Neben zwei dreispurigen Straßen umfasst die Überquerung des Jiangxi auch Fuß- und Radwege in beide Richtungen. Der Bau ist der erste einer ganzen Reihe von Brücken, die an die West Line Road der Provinzhauptstadt Chengdu angeschlossen werden. Als Bauherr tritt die Chengdu International Aerotropolis Group Construction and Development auf. Der Beauftragung von ZHA ging ein Wettbewerb von 2019 voraus, den das Londoner Büro gewinnen konnte. (mh)

Fotos: Liang Xue, Arch Exist

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