Das Wohnhaus, das Marcel Breuer 1949 für seinen amerikanischen Bauherrn Sidney Wolfson entwarf, kommt unter den Hammer.
Manche halten das Wolfson-Haus für kitschig: Die Aufgabe Breuers bestand nämlich darin, ein Wohnhaus zu entwerfen, in das ein 1947er Spartan-Wohnanhänger mit Aluminiumhaut integriert werden musste.
Breuer soll sich anfangs dagegen verwehrt haben, diesen Auftrag anzunehmen; dennoch begann er 1949 mit der Arbeit an dem Haus in Duchess County im Staat New York. Er stellte den Campingwagen halb unter eine Pergola und integrierte ihn zugleich in die Eingangshalle. Abgesehen von diesem merkwürdigen Accessoire zeigt das Haus viele typische „Breuereien“ wie etwa das mit Holz verkleidete Obergeschoss, das über das steinerne Erdgeschoss hinausragt, oder der offene Grundriss mit freistehendem Kamin.
In den 60er Jahren ließ Wolfson auf dem Grundstück noch ein Studio für einen Künstler von dem Architekten Tip Dorsel bauen, der versuchte, sich mit seinem Neubau dem Maßstab Breuers anzugleichen. Zuletzt lebte ein Künstlerpaar hier, das das Wolfson-Anwesen 1996 gekauft hatte und nun zurück in die Stadt ziehen will.
Richard Wright, ein Auktionator aus Chicago, ist für die Versteigerung des Wolfson-Hauses verantwortlich. Er hatte 2006 bereits das Case Study House Nr. 21 von Pierre Koenig versteigert, das nicht zuletzt durch Julius Shulmans Fotos (siehe BAUNETZWOCHE#12 ) zu Weltruhm gelangte. Für diese Pierre-Koenig-Ikone erhielt 2006 ein koreanischer Sammler für mehr als 3,5 Millionen US-Dollar den Zuschlag. Da das Wolfson-Haus nicht zu weit von Manhattan entfernt ist, erwartet Auktionator Wright als Käufer eher New Yorker, die ein Wochenendhaus suchen. Daher schätzt er den zu erzielenden Kaufpreis mit nicht mehr als ein bis zwei Millionen Dollar ein.
Der Verkauf von Wohnhäusern der Nachkriegsmoderne scheint sich für große Auktionshäuser zum Trend zu entwickeln, sagt Wright. Das Farnsworth House von Mies van der Rohe oder die Maison Tropicale von Jean Prouvé kamen bei beispielsweise bei Christie’s und Sotheby’s unter den Hammer.
Trend hin, Trend her: Auktionator Wright meint, dass der Verkauf dieser Breuer-Ikone mit Wohnwagen nicht nur lukrativ, sondern auch intellektuell befriedigend sei: „Dieser Mix aus Optimismus, Konsumwahn und Naivität im Nachkriegs-Amerika der 40er Jahre hat mich immer fasziniert.“