Kupferne Wasserhähne, die an Zapfhähne erinnern, weiß-blau geringelte Stützpfeiler, einer ehemaligen Brauanlage. Das dieses Haus mal eine Brauerei war, ist nicht zu übersehen. 50 Jahre stand das ehemalige Sudhaus leer, der Verfall nagte heftig, an Gewölbekeller und eingestürzten Anbauten, bröckelnder Fassade und morschem Holz. Die Natur hatte bereits begonnen, sich das Areal zurückzuerobern.
Eine Brauerei, die ungenutzt vor sich hingammelte – und das in Bayern. Eigentlich undenkbar. Zumal das ehemalige Sudhaus, zusammen mit angrenzendem Wirtshaus und Kirche die städtebauliche Ortsmitte des 1.100 Seelen-Dorfes Eilsbrunn nahe Regensburg bildet. Wie dramatisch die Lage gewesen sein muss, zeigt die Wortwahl der Architekten, die in ihrer Projektbeschreibung über den Bau als einem „Todeskandidaten“ sprechen. Kühnlein Architektur (Berching) machte sich trotzdem – oder genau deshalb ans Werk.
Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr sollte sich dieses Bild radikal ändern. Ganz ohne Denkmalschutzförderung. Die Idee dazu hatten Katharina und Andreas Röhrl, die auch das angrenzende Wirtshaus betreiben – das nach eigener Aussage seit 1658 durchgehend geöffnet und damit das älteste Wirtshaus der Welt ist. Inklusive Eintrag im Guinnesbuch der Rekorde. Die ehemalige Brauerei – die Röhrls haben hier seit 1764 ihr eigenes Bier gebraut, betreiben das Gasthaus in der 11. Generation – wird jetzt als Hotel mit 25 Zimmern und einer Gesamtnutzfläche von 1.110 Quadratmetern wiederbelebt. Drei Millionen Euro kostete der Umbau.
Die Fassade des historischen Hauptgebäudes ist mit sägerauen, vertikalen Hölzern verkleidet und dem traditionellen groben Kellenwurf verputzt. Die hofseitigen, baufälligen Anbauten auf dem 8.519 Quadratmeter großen Grundstück wurden entfernt, an ihre Stelle traten der neue Erschließungskern mit Aufzug, Technik- und Personalräumen.
Im Inneren haben Michael Kühnlein Junior und Senior so viel wie möglich erhalten: Die alte Malzdarre, wo einst das Malz trocknete, wurde zur zweistöckigen Suite, Zwischenböden, die keiner Raumhöhe entsprachen, ausgebaut. Auch die Brauburschenzimmer im Obergeschoss sind heute Hotelzimmer, erschlossen über einfache Eisenstege, die durch die Brauereihalle führen. Diese dient jetzt – mit der alten, aber gereinigten Brautechnik in der Mitte – als Empfangshalle. Der Ziegelboden aus den Abbruchsteinen der Anbauten soll dem Raum eine rustikale Atmosphäre geben. Frühstück bekommen die Hotelgäste im ehemaligen Gewölbekeller, der mit originalen Kalksteinplatten ausgelegt ist. Zu Brauzeiten fand hier die Malzkeimung statt.
In den Hotelzimmern wurden zu Brandschutzzwecken Betondecken eingezogen, Wandputz und aufgearbeitete historische Fenster aber erhalten. Innenseitig wurden lediglich Isolierglasfenster ergänzt, um aus den Einfach- Kastenfenster zu machen. Noch verwendbares Eichenholz findet sich in Böden wieder, Kupferrohre aus der einstigen Bierkühlung in Garderobenstangen und Armaturen mit eisernen Schieberädern, Bieretiketten auf den Glasschiebetüren der Bäder. Für eine „Brauereiatmosphäre, ohne dem sonst üblichen Kitsch zu verfallen“, wie die Architekten betonen. (kat)
Fotos: Kühnlein Architektur
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peter | 29.08.2018 22:26 Uhrsehr schön!
exzellent, dass (und wie) das haus zu seinen spuren steht. meistens wird die vergangenheit ja "weggehübscht", und heraus kommt dann banalität. dieses haus hier schämt sich nicht für die eine oder andere schramme, sondern erzählt dadurch von seiner geschichte.
riesenlob an die architekten und natürlich auch an die mutige bauherrschaft!