Im November ging das Baukulturjahr Brandenburg 2023 zu Ende. Auf der Abschlussveranstaltung in Potsdam wurde auch der Brandenburgische Baukulturpreis 2023 verliehen. In diesem Jahr ging er an die Kulturweberei Finsterwalde vom ortsansässigen Büro Habermann Architektur- und Ingenieurgesellschaft. Damit konnten die Architekt*innen die Auszeichnung nach 2017 bereits zum zweiten Mal in die Niederlausitz mitnehmen.
Die Jury unter Vorsitz von Andreas Rieger, Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer, kürte damit „ein Projekt, das Vieles miteinander vereint“. Die Architekt*innen sanierten das denkmalgeschützte Industrieensemble einer ehemaligen Tuchfabrik aus dem 19. Jahrhundert und bauten sie für kulturelle Nutzungen um. Dabei ergänzten sie einen Konzertsaal und ein neues Eingangsgebäude. Der Fertigstellung des Projekts ging ein langwieriger Entscheidungsprozess voraus, der auch einen Bürgerentscheid umfasste.
Neben dem Hauptpreis wurden wieder drei Sonderpreise und ein Engagementpreis verliehen. Letzterer ging an den Verein Kunstlandschaft Pritzen, der sich seit über 20 Jahren für die kulturelle Um- und Weiterentwicklung des einstigen Tagebaugeländes Greifenhain in der Niederlausitz einsetzt. Erstmals gab es zudem eine Lobende Erwähnung:
- Baukulturpreis: Kulturweberei Finsterwalde von Habermann Architektur- und Ingenieurgesellschaft (Finsterwalde)
- Engagementpreis: Kunstlandschaft Pritzen e.V., Ulrike Rothe
- Ein Sonderpreis: Neues Rathaus Bernau bei Berlin von studioinges Architektur und Städtebau (beide Berlin)
- Ein Sonderpreis: Besucherzentrum Bundesschule Bernau von Steimle Architekten (Stuttgart)
- Ein Sonderpreis: Fahrradparkhaus in Eberswalde von Leitplan (Berlin)
- Lobende Erwähnung: Containermanufaktur in Rüdersdorf bei Berlin von KSV Krüger Schuberth Vandreike (Berlin)
Auffällig ist, dass bei fast allen Auszeichnungen die Kommune oder das Land als Bauherr auftritt. Das gilt auch für die Nominierungen des
Europäischen Zentrums für Jüdische Gelehrsamkeit in Potsdam von SSP Rüthnick Architekten und der
Wilhelm-Gentz-Schule in Neuruppin von CKRS Architekten – womit zwei weitere Umbauten gewürdigt wurden. Das
Haus Parlow in Friedrichswalde von Annabau Architektur und Landschaft (alle Berlin) war dieses Jahr das einzige Wohngebäude.
Diese war die achte Ausgabe des Brandenburgischen Baukulturpreises. Schon seit seiner
ersten Verleihung 2009 liegt der Fokus des Preises auf das Bauen im Bestand und Sanierungen historischer Bauwerke – so auch
2021. Über die Jahre wurden etliche mitunter unscheinbare Bestandsprojekte ausgezeichnet, aber auch ein paar lokale Ikonen – etwa das
Alexander Haus oder das
Schloss Cecilienhof, die beide in Potsdam verortet sind.
Während andere Preise erst in den letzten Jahren ihren Fokus auf den Bestandsbau gelegt haben, scheint Brandenburg da schon länger eine heimliche Vorreiterrolle zu haben.Da passt es auch, dass Bundesbauministerin
Klara Geywitz im März auf dem ersten brandenburgischen Landeskonvent Baukultur sagte, Brandenburg sei die „Bundesrepublik im Kleinen“ – wie etwa im
Tagesspiegel zu lesen war. Damit sprach sie die vielfältigen städtebaulichen und strukturellen Herausforderungen an: Angespannte Wohnungsmärkte im Berliner Speckgürtel, Nachnutzung von Industriebauten in der Lausitz, Leerstände in Randregionen und überall die Frage des Nahverkehrs.
Der Brandenburgische Baukulturpreis wird im zweijährigen Turnus von der Brandenburgischen Architektenkammer gemeinsam mit der Brandenburgischen Ingenieurkammer und mit Unterstützung des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung ausgelobt. Er ist mit insgesamt 21.000 Euro dotiert.
(mh)
Von Montag, 18. Dezember 2023 bis 15. Januar 2024 werden alle eingereichten Projekte in einer Ausstellung präsentiert. Zu sehen ist sie im Landtag von Brandenburg in Potsdam.
Zum Thema:
Unsere Baunetzwoche#563 warf bereits 2020 einen Blick auf den „Sehnsuchtsort Brandenburg“, der auch viele junge Kreative aus Berlin anlockt.
baukultur-brandenburg.de
ak-brandenburg.de
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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arcseyler | 16.12.2023 16:48 Uhrzu 1
Mies opulenter Minimalismus gegenüber Meyers praktischer Askese sind beides Reduktionen. Die erste formal, die zweite materiell. Mies vom Bewusstsein ausgehend, Meyer vom Sein.
Beides zielt durch äußeres less auf inneres more, inneren Reichtum.
Außen und innen sind elementare Verortungen in der Architektur wie im Menschen.
...insofern geht Mies von der Architektur, Meyer vom Menschen aus, geht es Mies um die Architektur, Meyer um den Menschen.