Zugegeben, die Bezeichnung ist einigermaßen reißerisch, denn mit dem Wunsch nach einem gesundgeschrumpften Leben im minimierten Eigenheim haben die historischen Budenhäuser in Kyritz nichts zu tun. Die Kleinsthäuser beherbergten auf dreißig Quadratmetern bis zu zehn Tagelöhner und Handwerker – und sind Zeugnis des damals wiedereinsetzenden demografischen und wirtschaftlichen Wachstums in der ehemaligen Hansestadt im Nordwesten Brandenburgs. Errichtet wurden sie Ende des 18. Jahrhunderts an der obsolet gewordenen Stadtmauer. Noch bis Mitte der 1980er Jahre wurden sie bewohnt, dann war ihr Zustand ruinös.
Kannenberg Architekten (Wittstock/Dosse) nahmen sich des maroden Bestands an und überzeugten mit ihrem Sanierungs- und Umbaukonzept, das den Budenhäuser als Ferienwohnungen neues Leben schenkt. Die Jury zeigte sich nicht zuletzt davon begeistert, dass es gelang „die Stadt als Bauherrin zu gewinnen und einen Kyritzer Hotelier für ein Nutzungskonzept zu begeistern, in dessen Kontext ein Erhalt dieser Zeitzeugen auch mit einer wirtschaftlichen Perspektive verknüpft werden konnte.“ Für diese Leistung wurde das Projekt am 24. Oktober 2019 mit dem Brandenburgischen Baukulturpreis 2019 augezeichnet.
Das Preisgericht – dem unter anderem
Christian Keller (Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer),
Matthias Krebs (Präsident der Brandenburgischen Ingenieurkammer),
Silvia Malcovati (Leiterin des Studiengangs Architektur und Städtebau der FH Potsdam) sowie
Donatella Fioretti vom Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez angehörten – vergab zudem drei Sonderpreise und einen Initiativpreis an den Heimatverein Schweizerhaus Seelow:
- Brandenburgischer Baukulturpreis 2019: Kleinsthäuser an der Kyritzer Stadtmauer, Kannenberg Architekten (Wittstock/Dosse)
- Sonderpreis: Sanierung Schloss Cecilienhof Potsdam, Brenne Architekten (Berlin)
- Sonderpreis: Thermohaus, Guben, Praeger Richter Architekten (Berlin)
- Initiativpreis: Sanierung und Umbau Schweizerhaus Seelow zur Kulturstätte, Hildur Janke-Knorr und Jens Ripp (beide Seelow) sowie Heimatverein Schweizerhaus Seelow
In der Vorrunde Anfang vergangenen Mai wurden außerdem nominiert:
- Nominierung: Wasserturm am Park Sanssouci in Potsdam, Wirth Alonso Architekten (Berlin)
- Nominierung: Wohnanlage „Deutsches Heim“ in Frankfurt an der Oder, heine | reichold architekten (Lichtenstein/Sachsen)
- Nominierung: „Sediment-Ferienloft“ in Marienwerder, Tillmann Wagner Architekten (Berlin)
- Nominierung: Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses in Oranienburg, 3PO Bopst Melan Architektenpartnerschaft (Potsdam)
Der Brandenburgische Baukulturpreis ist mit insgesamt 21.000 Euro dotiert und würdigt seit 2009 im zweijährigen Turnus herausragende Leistungen des baulichen Gestaltens im Land Brandenburg. Er wird von der Architekten- und der Ingenieurkammer getragen. Schirmherrin ist die Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung. Das Ministerium unterstützt den Baukulturpreis fachlich und finanziell. Die Einreichung erfolgt durch die beteiligten Architekten und Ingenieure. 2019 waren insgesamt 47 Projekte aus den Jahren 2017 bis 2019 eingegangen, hinzu kamen zwei Vorschläge für den Initiativpreis. (kms)
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