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06.10.2015

Diors weiße Blüte

Boutique von Christian de Portzamparc in Seoul


An seinem Skinny Tower wellt sich die Fassade entlang des schmalen Turms schon so plastisch, dass man denkt, aus den Aluminium- und Glaswogen würden gleichsam Delfine springen. Jetzt stellt Christian de Portzamparc in dem eleganten Viertel Cheongdam-dong in Seoul eine Architektur vor, die den Eindruck erweckt, als sei eine Blume der amerikanischen Künstlerin O’Keeffe in riesigen Dimensionen in das koreanische Großstadtdickicht gewachsen.

Das House of Dior zeigt Christian de Portzamparcs Fertigkeit, seine Fassaden so zu modellieren und zu formen, als seien sie kein festes Element der Architektur mehr, sondern drapierbare Stoffe. Das Weiche und Samtene der feinen Textilien und Schnitte der Dior-Kollektionen will Portzamparc in dieser Fassade widerspiegeln. Dafür ließ er zwölf einzelne Schalen aus Glasfaserkunststoff anfertigen, die wie geschwungene Schleier zwei Fronten des Baus umschließen und sich nur vereinzelt zu verglasten Sichtspalten öffnen.

Doch bevor sein Gebäude dem Kitsch verfällt, findet Portzamparc recht ironische Brüche. Das Schaufenster etwa ist als Carrée frontal in ein „Blütenblatt“ geschnitten und die dritte, dem Nachbarbau anliegende Freiseite ist mit einer strengen Fassade aus eloxiertem Aluminium mit Karomuster verkleidet.

Im Inneren der Dior’schen Knospe breitet sich auf einer Fläche von 4.400 Quadratmetern ein pastellfarbener Kosmos aus, in dem die Luxusartikel der französischen Marke zwischen hochkarätigen Kunstwerken angeboten werden. Innenarchitekt Peter Marino orientierte sich bei seinem Ausstattungskonzept an der historischen ersten Dior-Boutique in der Pariser Avenue Montaigne aus den 1940er-Jahren.

Wie ein Häubchen sitzt dem House of Dior schließlich die sechste, mit Fenstern umkleidete Etage auf. Ein Café des Patissiers Pierre Hermé vervollständigt dort das Paradieserlebnis der Dior-Welt. Sehen kann man die Gäste im Häubchen nicht. Von der Straße aus ist die Sicht auf die Dachterrasse und das Glashäubchen verwehrt, denn die weiße Schleierfassade verdeckt den Blick auf den obersten Stock – von der Logik der Dior-Kunden aus gedacht, ist die Blütenfassade also auch durchaus funktional. (sj)

Fotos: Nicolas Borel


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