Dass BETA office for architecture and the city gute Projekte mit schmalem Budget auf die Beine stellen können, haben die niederländischen Architekten bereits mit der Ru Paré Community in Amsterdam bewiesen, einer ehemaligen Schule, die sie zu einem offenen Nachbarschaftshaus transformierten. Wieder einmal waren die Geldmittel knapp: Bei dem jüngsten Projekt des Büros handelt es sich um ein Bootshaus in Amsterdam auf dem NDSM-Gelände, wo einst die größte Schiffswerft Europas lag. Mittlerweile hat sich das Areal mitsamt seiner charmanten Industrierelikte zu einem angesagten Fleck des kulturellen Schaffens und künstlerischer Unternehmen entwickelt und bietet damit natürlich auch den perfekten Ort für Festivals, Flohmärkte und Ausstellungen.
Und jetzt ein schlichtes Bootshaus
Das neue Bootshaus entstand auf einem der letzten noch industriell genutzten Grundstücke und dient dem Auftraggeber Rhebergen Multihull Yachts, der seit über 20 Jahren vor Ort Boote baut und wartet, als Lager- und Instandhaltungshalle sowie für den Bau neuer Yachten. 154 Pfeiler bilden das Fundament für die 1.350 Quadratmeter große Ortbetonsohle auf der flexible Grundrisse umsetzbar sind, die auf die saisonal abweichenden Anforderungen an den Zweckbau reagieren können. Das Primärtragwerk übernimmt ein Blockkran, sekundär trägt ein Stahlleichtbau die Halle und definiert auch deren Abmessung. Das Achsmaß von 7,5 Metern resultiert aus der Analyse von Bootsgrößen, logistischen Anforderungen und konstruktiver sowie kostentechnischer Effizienz. Die Baukosten beliefen sich auf 1,1 Millionen Euro.
Im Rahmen der Möglichkeiten gelingt es den Architekten, mit rigorosem Einsatz industrieller Materialien, Abwechslung in die Hangar-Architektur zu bringen. Man könnte es demnach fast als spielerisch bezeichnen, wie die Pfalzung der Trapezblechhülle ein Schattenspiel in der sich ausdehnenden Fassade erzeugt, die einmal von einer kreisrunden und einmal von einer rechteckigen Öffnung durchstanzt ist. Die oxidrot angestrichenen Stahlträger, die sich abwechselnde Beschaffenheit der Oberflächen und die linearen Elemente in Längs- und Querrichtung wirken in dem rauen Hafenkontext weniger überfrachtend als vielmehr belebend, ist die Kubatur der Halle – zwecks Funktion – doch eher monotoner Gestalt.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Ein weiterer Schachzug, dem Logistik-Puzzle des Ein- und Ausrangierens der Boote mit räumlicher Flexibilität zu begegnen, sind die kopfseitigen Schiebetüren, die eine nahezu komplette Öffnung der Halle in Richtung Ufermauer und Kanal erlauben. Das leicht abschüssige Dach ist mit 239 Solarpaneelen bestückt. Mit dem erzeugten Strom wird eine Wärmepumpe betrieben, die den Fußboden bedarfsweise heizt oder kühlt. Vier Oberlichter versorgen die Bootsbauer beim Werkeln zudem mit Tageslicht. Und wenn die Arbeit getan ist, finden im Bootshaus auch mal kulturelle Veranstaltungen statt. Dann schaut zum Beispiel die ortsansässige Theatergruppe vorbei und gibt ihr neuestes Stück zum Besten.
Text: Elisabeth Haentjes
Fotos: MWA Hart Nibbig
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