Auf dem Areal an der Bonner Rochusstraße haben drei Bundesministerien ihren Sitz. Doch der Bund braucht mehr Büroflächen. Eine Machbarkeitsstudie suchte Konzepte für den Ausbau zum attraktiven Behörden-Campus. Die Sieger, skt Umbaukultur und RMPSL, sehen unter anderem ein 13-geschossiges Hochhaus vor.
Von David Kasparek
Just in der Woche vor den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit gab die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bekannt, den ehemaligen Hauptstadt- und heutigen Bundesstadt-Standort Bonn weiter stärken zu wollen. Im Bonner Westen, wo die Stadtteile Endenich und Duisdorf reichlich unansehnlich ausfranzen und stadträumlich durch Verkehrsschneisen mehr schlecht als recht zusammengehalten werden, soll die Liegenschaft zwischen Schieffelingsweg, Rochus- und Provinzialstraße zum „attraktiven Behörden-Campus Rochusstraße“ ausgebaut werden. Bis dato finden sich hier die Dienstsitze der drei Bundesministerien für Arbeit und Soziales, für Ernährung und Landwirtschaft sowie für Gesundheit. Rund 119.000 Quadratmeter groß ist das Areal und geprägt von einer ehemaligen Kaserne aus den 1930er Jahren, die seit den 1960ern stetig erweitert wurde. Zuletzt durch einen Neubau des Gesundheitsministeriums von Petzinka Pink (2004–2007), einem von zwei etwas unentschiedenen Hochhaustürmchen mit jeweils 13 Stockwerken – das zweite nimmt schon länger Räume des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf.
Aus einem „Machbarkeitsstudie“ genannten Interessenbekundungsverfahren ist nun die Planungsgemeinschaft der in Bonn ansässigen Büros skt Umbaukultur und RMPSL als Sieger hervorgegangen. Die städtebauliche Planung sieht vor, das heterogene Areal an seinen Rändern baulich zu fassen. Dafür werden die Straßenseiten mit einer Vielzahl teils amorpher Baukörper belegt. Sie vermitteln durch ihre Geometrien zwischen dem orthogonalen Ordnungssystem des Bestands und den umliegenden Verkehrsrouten. Angemessen staffeln sich die Baukörper vom Bestand ausgehend nach außen in die Höhe. Straßenseitig sind sie viergeschossig, teils um ein Staffelgeschoss ergänzt, an der Stelle, die mit gutem Willen als Eingang in den Stadtteil gelesen werden kann, auch mit zwei Staffelgeschossen. Dazu ergänzt ein 13-stöckiger Turm die beiden vorhandenen Hochhäuser, die fortan zu dritt um eine Wasserfläche und entlang der grünen Achse stehen sollen. Damit wirken die beiden bisherigen baulichen Hochpunkte deutlich weniger verloren in der Stadtsilhouette. Neue Tiefgaragen sollen das Gelände weitgehend autofrei halten, eine Kita soll es auch geben.
Das klingt städtebaulich alles nachvollziehbar, in Teilen sogar gut. Wenn das dafür notwendige Planungsrecht von Seiten der Politik denn geschaffen wird. Und wenn der Campus hinter dem streng bewachten Zaun nicht eine abgekapselte Insel bliebe. Für den Moment ist er das – und die Planungen werden daran nichts ändern. Erst die Perspektive, dass das Areal jenseits ministerialer Nutzungen im Dienst der Stadt stehen könnte, lässt das tatsächliche Potenzial der Entscheidung erkennen. Schon 2007 wurde die Erweiterung des Gesundheitsministeriums an dieser Stelle als „politischer Anachronismus“ beschrieben. Inwiefern diese vermeintlich von der Zeit überholte inhaltliche Setzung dereinst von einer Funktionserweiterung befruchtet und damit für ein tatsächliches Zusammenwachsen der Stadtteile Endenich und Duisdorf wertvoll werden kann, wird die Zukunft zeigen. Zu weiteren Verfahrensschritten wie Teilwettbewerben oder einem zeitlichen Horizont konnte sich das Bundesamt für Raumordnung, das das Verfahren betreut, zum aktuellen Zeitpunkt nicht äußern.
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