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06.09.2021

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Stampflehm für die Chamer Ziegelei

Boltshauser Architekten und Studierende im Kanton Zug


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2017–19 hatte Roger Boltshauser Gastprofessuren an der TU München und der ETH Zürich inne. Die Entwurfsaufgabe seines Semesters in München war ein Aussichtsturm für das Ziegelei-Museums in Cham (Kanton Zug). Das Museum gilt als letzte erhaltene Handziegelei der Deutschschweiz und umfasst eine Trocknungshütte, ein Wohnhaus und ein kleines Museum. Der bestehende Brennofen darf seit einigen Jahren nicht mehr betrieben werden.
 
Der Entwurf der Studierenden Regina Pötzinger und Robert Gentner überzeugte und wurde zur Basis des im März fertiggestellten Ofenturms aus Stampflehm und Holz, der nun neben einer Aussichtsplattform auf acht Metern Höhe eben auch einen Brennofen und einen Ausstellungsraum umfasst. Die Überarbeitung des Projekts erfolgte im Büro Boltshauser Architekten (Zürich), die eindrucksvollen Lehmblöcke der Außenwände wurden im Sommer 2019 im Rahmen einer Summer School bei der Lehmag AG in Brunnen (Kanton Schwyz) durch Studierende hergestellt.
 
Roger Boltshauser ist seit vielen Jahren im Bereich Lehmarchitektur aktiv, sowohl bauend, als auch forschend und publizierend. Vor zwei Jahren veröffentlichte er zusammen mit Cyril Veillon und Nadja Maillard ein Buch über Tradition und Potenzial des Stampflehms in der französischen Region Rhone-Alpen und der Schweiz. Mit dem Ofenturm in Cham hat sein Büro nun ein Gebäude realisiert, das nicht nur in seiner puren und archaischen Präsenz beeindruckt, sondern auch zwei konstruktive Innovationen im Bereich Stampflehmbau bietet.

Die erste Innovation ist – laut Architekt*innen – die Vorspannung der Stampflehmwände. Die Spannstäbe stehen innen und außen vor den offenen Vertikalfugen der Wände. Am Boden sind sie im Betonsockel verankert, an der Decke in einem Ringanker aus Holz, der wiederum mit den Dachbalken zu einer steifen Platte verbunden wurde. Der „nur auf Druck belastbare Lehm und der zugfeste Stahl“ ergänzen sich grundsätzlich optimal, betonen die Architekt*innen. Mit ihrem Mock-up im Sitterwerk St. Gallen (2017/18) konnten Boltshauser Architekten bereits beweisen, dass kein „fortwährendes Kriechen“ des vorgespannten Lehms auftritt.

Als zweite Innovation sehen die Architekt*innen die „Integration der hölzernen Grundplatten“ der einzelnen Lehmblöcke in die Wandkonstruktion. Indem die Blöcke direkt mit der Platte, auf der sie gestampft wurden, transportiert und verbaut werden, vereinfacht sich deren Handling im Werk und auf der Baustelle. Wasserschenkel und eingestampfte horizontale Schichten und Ecken aus Trasskalk schützen den Lehm vor dem Auswaschen.

Die vollständige Rückbaubarkeit des Hauses nach zehn Jahren sei eine Auflage des Entwurfs gewesen, schreiben die Architekt*innen. Die „bausteinartige Autonomie der Blöcke“ und das leicht zu lösende Vorspannsystem würden die Demontage erleichtern. Das klingt vernünftig, aber einen Rückbau dieses wunderbaren Hauses möchte man sich eigentlich nicht wünschen. Man kann nur hoffen, dass es sich im Alltag bewährt – und als Objekt erhalten bleibt, das auch der Langzeitbeobachtung von Material und Konstruktion dient. (gh)

Fotos: Kuster Frey


Zum Thema:


Bis Sonntag, 12. September 2021 läuft in der Galerie Werner Bommer in der Kirchgasse 25 in Zürich noch die Ausstellung „Roger Boltshauser“.

In diesem Zusammenhang findet morgen, 7. September 2021 eine Buchpräsentation der kürzlich erschienenen Werkmonographie Roger Boltshauser. 1996–2021 im Kunsthaus Zürich statt, die live in die Galerie übertragen wird.

Am Sonntag, 12. September um 14 Uhr führt Roger Boltshauser im Rahmen des Tags des offenen Denkmals durch den Ofenturm in Cham.


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