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27.09.2024

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Bullaugen mit Wimpernschlag

Boardinghouse in München von Delugan Meissl Associated Architects


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Das so oft bemühte Bild eines Eingangstors zur Stadt wäre vielleicht etwas übertrieben. Und doch fällt der Hochpunkt an einer Einfallstraße am südöstlichen Münchner Stadtrand durchaus auf. 54,5 Meter misst die scheibenförmige Erhebung, die Delugan Meissl Associated Architects an der Carl-Wery-Straße im Stadtteil Neuperlach entwarfen. Wiederum fast ganz in Weiß und grafisch verspielt an den Fassaden, wie schon das Tor zum Sonnwendviertel in ihrer eigenen Heimat Wien. Da ist es wieder, das Tor.

Diesmal allerdings kein Wohnturm, sondern ein Boardinghouse mit 607 möblierten Zimmern, „Serviced Apartments“ oder Studios, die Kurz- oder Langzeitbesucher*innen gleich am Stadteingang empfangen. Das Gebäude nennt sich R.evo Neuperlach und verfügt dank des verglasten Sockels selbstverständlich auch über einen repräsentativen Eingang. Nicht nur die temporäre Bewohnerschaft bekommt dort weitere Nutzungsbereiche geboten – darunter ein Kino, eine Reparaturwerkstatt oder eine Bibliothek. Auch die Nachbarschaft hat Zugang zu Programmen wie Fitnessstudio, Einzelhandel und Gastronomie.

Zum Ensemble gehören neben dem 16-geschossigen Quader zwei sechsgeschossige Seitentrakte. Straßenseitig schließt einer der Flügel über eine weite, konkave Wandfläche an, die den großzügigen Vorplatz erweitert. Südlich bildet ein Parkhaus den baulichen Rahmen. Dieses war ebenfalls Teil des gewonnenen Wettbewerbs für das Gesamtensemble aus dem Jahr 2017. Die Planung des Boardinghouses übernahmen Delugan Meissl im Auftrag des Unternehmens SWI Schimpel & Winter Projektbau. Die Umsetzung in den Leistungsphasen 5 bis 8 erfolgte durch Weickenmeier, Kunz+Partner (München), finale Grundrisse und Schnitte sind leider nicht verfügbar. Die Planung und Ausführung des Parkhauses übernahm schließlich das Münchner Büro Maisch Wolf Architekten im Auftrag der Stadtwerke München SWM.

Markante Rundungen finden sich nicht nur in der Kubatur oder einem abgesenkten Teil des Innenhofs, sondern auch an der Fassade. Die Wandflächen oberhalb der ersten beiden Geschosse sind nach außen durchgängig in runde Fensteröffnungen gerastert. Passende Klappläden aus champagnerfarbenem Aluminium „runden“ den Charakter des Gebäudes ab. Die an einer mittleren Achse ausgerichteten Läden lassen sich einzeln steuern und dürften dadurch rege blinzelnde Fassadenbilder erzeugen.

Zum Innenhof öffnen sich die Zimmer im sechsgeschossigen Unterbau über Loggien. Die Landschaftsplanung im Projekt übernahm Agence Ter, Kirsten Schomakers (Karlsruhe/Paris) sowie die Tragwerksplanung das Büro Berk+Partner (München). Die Gestaltung der nach einem Farbkonzept unterteilten Apartments und Gemeinschaftsflächen stammt von BWM Designers & Architects mit Sitz ebenfalls in Wien. (sab)

Fotos: Oliver Heissner, DMAA, HR Group


Zum Thema:

Über das direkt angrenzende Parkhaus, das Maisch Wolf Architekten im Auftrag der SWM in Arge mit DMAA planten, werden wir in Kürze berichten.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

reto | 01.10.2024 08:40 Uhr

Wow

cooles Gebäude. Das Thema evtl. ein bisschen überreizt, aber insgesamt gelungen. Die Kombination der Baumvolumen mit geschwungener Wand erinnert ja schon fast an Scharoun oder Aalto (Bild 5) - da gibt es bedeuten schlimmere Referenzen.

1

Tim | 29.09.2024 16:51 Uhr

Schwung

In Anbetracht der Tatsache, dass hier Zimmer für SEHR kleines Geld angeboten werden, ist der architektonische Gestaltungswille erstaunlich. In der Umgebung wimmelt es von öden "Kisten". Das Haus bringt Pep und Schwung und erinnert ein klein wenig an Gebäude von vor rund 60 Jahren am französischen Mittelmeer.

Das architektonisch gelungenste Gebäude an der Carl-Wery-Straße.

 
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