Mitte des 19. Jahrhunderts vermachte der Politiker und romantische Schriftsteller François-René de Chateaubriand sein weitläufiges Anwesen im 14. Pariser Arrondissement der katholischen Kirche. Bereits 1857 zog hier der bis heute bestehende Frauenorden Congrégation des Sœurs Aveugles de Saint-Paul als Einrichtung religiösen Lebens ein und etablierte am Standort in der Avenue Denfert-Rochereau ein Blindenwerk mit Wohnheim für Mädchen, das Œuvre des Jeunes Filles Aveugles OJFA. Heute beherbergt es das Institut d'éducation sensorielle IDES, eine säkulare medizinisch-soziale Einrichtung für sensorische Schulung.
Zwischen 2015 und 2021 wurde die bestehende Anlage samt der geschützten Grünflächen im Auftrag der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft Paris Habitat OPH von Atelier Zündel Cristea AZC (Paris) grundlegend neuorganisiert, in mehreren Abschnitten umgebaut und renoviert, teilweise auch asbestsaniert, abgerissen und neu errichtet. Zunächst wurde das gesamte Grundstück – orientiert an den historischen Achsen und Ausrichtungen – durch kleine Gassen und ruhige Plätze im stellenweise recht dichten baulichen Gefüge neu strukturiert. Der 4.800 Quadratmeter große ehemalige Garten des Maison de Chateaubriand wurde mit 50 Bäumen wiederbepflanzt.
Die neuen Gebäudeteile entsprechen in ihrer Anordnung und ihrem Volumen den Vorgängerbauten und passen sich in den hellen Baubestand auch farblich ein. Die mit poliertem Beton verkleideten vorgefertigten Fassaden wirken homogen, ruhig und transparent. Die großen Fenster rahmen die Ausblicke von den dahinter liegenden Wohnbereichen aus. In unterschiedlichen Gebäuden mit privaten und gemeinschaftlichen Bereichen sind hier sowohl die Residenz der Schwestern der Ordenskongregation mit 22 Wohnräumen untergebracht als auch eine medizinische Aufnahmeeinrichtung mit 75 Wohn- und Pflegezimmern für seh- oder mehrfach behinderte Menschen.
Auch das IDES erhielt für sein Internat mit 68 Plätzen für blinde Jungen und Mädchen mit Begleiterkrankungen im Alter von 3 bis 20 Jahren ausreichend Platz für eine große Mensa und Schulungsräume. Der Baukomplex mit rund 10.000 Quadratmetern Nutzfläche bietet zusätzlich Raum für sozialmedizinische Einrichtungen mit über 100 Fachkräften, Ärzt*innen, Pfleger*innen, Pädagog*innen und Verwaltungskräften. Die Baukosten beliefen sich laut Angaben in der Projektbeschreibung auf 17 Millionen Euro. (uav)
Fotos: Sergio Grazia
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