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17.08.2021

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Rotes Leuchten in Nordarmenien

Bildungszentrum von Bernard Khoury/DW5


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Animation, Design von Videospielen, digitale Medien und Webentwicklung: Dies sind die vier Schwerpunkte des TUMO Center for Creative Technologies, einem offenen Bildungszentrum aus Armenien, das sich auf Technologie und Design spezialisiert hat. Betreut von Pädagog*innen und Medienfachleuten können Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren hier kostenlos lernen, kreative Inhalte und Medienanwendungen anhand realer Projekte zu erforschen und zu produzieren.

Wie schon am Hauptstandort des Zentrums in der armenischen Hauptstadt Jerewan – 2011 eröffnet –, war für den Entwurf auch dieser Niederlassung in Armeniens zweitgrößter Stadt Gjumri das Beiruter Büro Bernard Khoury/DW5 verantwortlich. Nachdem das Center zunächst im Technologiezentrum von Gjumri untergebracht war, konnte es im vergangenen Jahr an seinen jetzigen Standort umziehen: Sitz des Lernzentrums ist das alte, in den 1850er Jahren erbaute Theater von Gjumri.

Die Stadt Gjumri, das gut zehn Kilometern von der armenisch-türkischen Grenze entfernt ist, erlebte in der Vergangenheit zwei verheerende Erdbeben. Insofern war der Erhalt historischer Bausubstanz für das Projekt entscheidend. Das alte Theater war bereits in der Vergangenheit mehrfach umgebaut worden, diente unter anderem als Volkshaus und Fernsehstation. Seinen Namen hat das Gebäude aber von seiner ursprünglichen Nutzung, für die der Hauptsaal in einen charakteristischsten Raum umgewandelt wurde: ein Theater mit einer drehbaren Bühne.

Im Auftrag der Simonian Educational Foundation, gegründet vom amerikanisch-armenischen Ehepaar Simonian, die Träger der vier TUMO-Bildungszentren in der Region ist – fünf weitere gibt es in Paris, Moskau, Berlin, Tirana und Beirut – sanierten und erweiterten Bernard Khoury/DW5 das Theater. 2.500 Quadratmeter stehen nun für interaktives Lernen zur Verfügung; Zentrum des Hauses ist der einstige Theatersaal, der als stufenförmiger, gemeinschaftlicher Arbeitsbereich und 3D-Drucklabor angelegt ist. Für Vorführungen kann der Saal mit 200 Plätzen wieder in ein Theater umgewandelt werden.

Die wichtigsten Lern- und Arbeitsräume liegen im Erdgeschoss und sind von der Ostfassade auf der unteren Parkebene zugänglich, während alle anderen öffentlichen und nicht lernbezogenen Funktionen wie Lobby, Verwaltung und das Amphitheater auf der oberen Straßenebene, entlang der Westfassade vom Dach des Erdgeschosses aus zugänglich sind. Das Dach selbst ist als öffentlicher Raum inklusive Bar konzipiert, das große, verspiegelte Vordach bietet Platz für Veranstaltungen und Versammlungen. Wie auch in Marseille, wo Foster + Partner mit einem verspiegelten Pavillon den Hafen beleben wollten, soll auch hier die Reflektion für Lebendigkeit sorgen. Zusätzlich wurde den Fassaden und Anbauten – von den restaurierten Süd- und Ostfassaden aus weiß verputztem Torfstein mal abgesehen – ein leuchtendes Rot verpasst. Die Farbe, so die Architekt*innen, soll das Gebäude vom grauen Monochrom der umgebenden Stadt abheben. (kat)

Fotos: Sona Manukyan & Ani Avagyan


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

latimer | 18.08.2021 16:20 Uhr

Rotes Leuchten

Für Deutsche Augen sind starke Farben mittlerweile so ungewohnt, dass man gleich einen kollektiven Schreikrampf erwarten darf, wenn sich mal jemand traut, auch nur ein wenig tiefer in den Farbtopf zu greifen. Während hierzulande zurückhaltendes Grau, viele Töne Weiß und Schwarz die beliebtesten Farben sind, besteht woanders eine schon deutlich größere Bereitschaft, Farben aktiv als Gestaltungsmittel zu nutzen. Und das finde ich gut und erfrischend. Als eines der schönsten Beispiele erinnere ich mich immer gerne an Santiago de Chile.
Gerade in Australien, Afrika, Teilen Asiens und Südamerikas macht es mir oft große Freude, statt unterkühlter Raumästhetik, kräftige emotionale Kompositionen erleben zu dürfen. Und dazu gehört eindeutig auch dieses Bildungszentrum!
Freilich, sollten alle Gebäude einer Stadt in einen solch intensiven Farbtopf fallen, würde ich das vermutlich anders sehen ...

4

Frauke | 18.08.2021 13:03 Uhr

Schwarz

@auch ein architekt
Die meisten Arbeitsplätze sind doch in dunkelgrau/ schwarzen Räumen. Das rote Performance Auditorium auch zum Arbeiten anzubieten wenn keine Vorstellungen sind, finde ich eine interressante Idee. Für die Vorstellungen dann einen Variete artigen roten Saal zu haben, ist aus meiner Sicht nachvollziehbar.

Die Bauten die ich von Khoury aus Beirut kenne fand ich in ihrer speziellen, düsteren und dramatischen Farbgebung sehr gelungen.

Und man kann ihm immerhin nicht vorwerfen, dass er diese nur anderen zumutet, zumindest hat sein eigenes Büro auch einen blutroten Fußboden...

3

solong | 18.08.2021 12:34 Uhr

...mutig...

einen historischen ort respect gezollt und erweitert ... alt und neu in parität ... natürlich nichts für die, die ... es auch können ... und alle anderen "kleinmichel" ...

ps : warum armut ... mit einem BIP KKP von gut 14 tsd euro / einwohner (ca. niveau brd 1990) ist armenien besser aufgestellt als die südamerikanischen ländern ... also mal bitte ... diese dummen floskeln erst überprüfen ... bevor man sie verwendet

2

Rotes Spektakel | 17.08.2021 19:42 Uhr

Armut konserviert.

Das war bestimmt mal ein sehr schöner Ort.

1

auch ein | 17.08.2021 15:54 Uhr

architekt

obs einem gefällt oder nicht (mir nicht!):

bei dem rot im innenraum bekommt man doch einen vogel!
draussen mag das ja noch je nach wetter lustig sein, aber dauerhaft in einer roten kiste sitzen (und dann noch "was mit medien" machen) ist doch eine völlig überreizung.
da muss man zu dem gespiegel gar nichts mehr anmerken...

 
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