Arsenale und die Giardini? Langweilig! Das denken sich möglicherweise die Macher jener Länderpavillons, die sich lieber einen eigenen Ort in der Stadt suchen. Man ist hier einfach näher am Leben, hat die schöneren Räume und erreicht auch ein paar Menschen, die nicht für das Architekturereignis in die Stadt gekommen sind – der Eintritt ist nämlich bei diesen Projekten meist frei. Aus der üblichen Vielfalt stechen in diesem Jahr insbesondere Estland und der Vatikan heraus. Den jungen estländischen Kuratoren ist nämlich am Ende der Via Garibaldi schlicht einer der besten Pavillons gelungen. Und der Kirchenstaat versammelt auf der Klosterinsel San Giorgio Maggiore einiges an Star-Power zum Kapellen-Wettstreit.
Jenseits des offiziellen Programms gibt es außerdem zahlreiche weitere Projekte, die sich im Fahrwasser der Biennale tummeln. Dazu gehören durchaus unterhaltsame Präsentationen zwischen Werbung und Kunst wie „Multiforms“ von Alcantara, aber auch seriöse Ausstellungen wie „Machines à Penser“ über die Flucht- und Denkorte von Adorno, Heidegger und Wittgenstein in der Fondazione Prada. Nicht verpassen sollte man außerdem die große Memphis-Ausstellung im Palazzo Franchetti. Und auf Giudecca reicht das Spektrum von Frei Ottos Multihalle über das Verhältnis von Cruising und Architektur bis hin zu einem fantastischen sozialen Wohnungsbau von Gino Valle.
Unser Rundgang durch die Stadt beginnt übrigens direkt beim Arsenale im Stadtteil Castello, führt von dort über San Marco nach Santa Croce und Dorsoduro, um schließlich nach Giudecca und San Giorgio Maggiore überzusetzen. Ein einziger Tag dürfte hierfür allerdings eher nicht reichen, weshalb es sich anbietet, manche Orte eher im Vorbeigehen zu besuchen. (sb)
Zum Thema:
Besuch: Die meisten offiziellen Beiträge der Biennale sind während der gesamten Zeit bis Ende November zu sehen, bei allen anderen Ausstellungen variiert die Laufzeit erheblich.
BauNetz in Venedig: Weitere Beiträge zur 16. Architekturbiennale
Mehr zur Biennale: www.labiennale.org
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