Ein ungenutztes Haus der römisch-katholischen Pfarrei in Vratislavice nad Nisou wurde kürzlich in eine Bibliothek umgewandelt. Die Gemeinde gehört zur Großstadt Liberec, die im Norden von Tschechien unweit des deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländerecks liegt. Wie heute üblich, wünschten sich die Verantwortlichen nicht nur Lagerflächen für Bücher, sondern einen neuen Mittelpunkt für die Stadtgesellschaft. So sollten auch ein Multifunktionssaal, Räume für Vereine und ein Mütterzentrum in das Vorhaben integriert werden. Für den Umbau samt Erweiterung waren atakarchitekti mit Sitz im Zentrum von Liberec verantwortlich.
Das alte Gebäude, das in der Vergangenheit auch schon als Waisenhaus, Kindergarten und Berufsschule genutzt wurde, war hinsichtlich seiner Flächen begrenzt. Direkt neben dem Altbau steht darum nun ein neues Volumen mit Metallverkleidung. Als Ensemble orientiert es sich mit einem kleinen Vorplatz Richtung Süden. Dieser entstand durch einen Einschnitt in die Topografie, mit dem das Untergeschoss des Bestands freigelegt wurde.
Während man das Innere der alten Pfarrei erheblich adaptierte – die Holzbinder des Mansardendachs mussten entfernt und durch Stahlbeton ersetzt werden, den Boden der Granitblockfundamente ließen die Architekt*innen abtragen und darüber hinaus neue Ziegelwände einziehen –, blieb das Gebäude in den oberen Stockwerken fast unverändert. Neben den strukturellen Anpassungen sorgen zwei neue Treppen für zeitgemäße Erschließungswege.
Die eigentliche Bibliothek ist im Obergeschoss der Erweiterung situiert. Offenheit prägt den Raumeindruck, bis hin zu einem schönen Lesesaal unter dem gewölbten Dach. Der multifunktionale Saal befindet sich wiederum im Untergeschoss des Neubaus. Dank des Einschnitts in die Topografie ist er vom Vorplatz aus direkt zu erreichen. Darüber verbindet eine gläserne Brücke die beiden Volumen. Das Projekt war als einer der Finalisten auch für den tschechischen Architekturpreis nominiert. (iva)
Fotos: Tomáš Souček
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