Der im Sommer im kanadischen Brampton fertiggestellte Neubau der Springdale Library von RDH Architects (Toronto) wirkt großstädtischer, als es die begleitende Zuschreibung „neue vorstädtische Zweigbibliothek“ vermuten lässt. Brampton, 45 Kilometer westlich von Toronto gelegen, ist mit seinen 650.000 Einwohnern zwar keine Kleinstadt, aber international doch kaum bekannt. Es war daher das Ziel, den Neubau nicht nur als Treffpunkt für die Bevölkerung zu etablieren, sondern auch zum architektonischen Aushängeschild zu machen.
Die Umgebung ist von gewerblichen Nutzungen geprägt, im Osten befindet sich ein großes Einkaufszentrum, zur Südseite eine stark befahrene Straße. Nach Norden und Westen hin liegt eine natürliche Schlucht. Mit der Positionierung des Gebäudes direkt an der Straße wollten die Planer Präsenz erzielen und zugleich der Topografie des Grundstücks Rechnung tragen. Denn so entstand auf der Rückseite Platz für einen Park, der von Neubau und Hanglage eingerahmt wird. Der Komagata Maru Park im rückwärtigen Bereich ist mit Terrassen, Spiel- und Wasserbereichen für Kinder sowie einem Pavillon für Picknicks und Feiern ausgestattet.
Die Kubatur des Gebäudes entwickelt sich aus der dreieckigen Grundstücksform und den Anforderungen der Bibliotheksfunktionen. Innenhöfe wechseln mit Gebäudeteilen ab, amorphe Decken, eine schräge Bodenplatte und ein bergiges Gründach bilden die Raumabschlüsse in der Horizontalen. Die Bibliothek umfasst 2.416 Quadratmeter Nutzfläche und beinhaltet auch einen multifunktionalen Gemeinschaftsraum. Ein Makerspace mit 3D-Druckern, Laserschneidern und Audioaufzeichnungsgeräten kann kostenfrei genutzt werden. Die zurückhaltende Farbpalette der Räume soll zur Ruhe und Klarheit der Innenräume beitragen.
Die Aluminium-Glas-Fassade der Bibliothek wird von raumhohen Fenstern und Stahlrohrstützen geprägt. Für die Ausführung der Fassadengläser zog man einen Spezialisten für generatives Design der Universität Toronto hinzu. Mit ihm gemeinsam wurde ein Muster aus keramischen Fritten entwickelt, die auf Sonneneinstrahlung reagieren und einen erhöhten Blendschutz bieten. Eine Fritte ist ein poröses Material, das als Zwischenprodukt bei der Herstellung von Glas- oder Keramikschmelzen entsteht und als Filter eingesetzt werden kann. Die keramischen Streifenmuster auf dem Glas reichen von Weiß bis Dunkelgrau und dehnen sich je nach Sonnenstand aus oder ziehen sich zusammen. Die Edelstahlstäbe vor der Fassade bieten einen Filter zum Außenbereich und verschmelzen visuell mit dem Muster. Mit seinen auf Nachhaltigkeit ausgelegten Bauteilen, Ladestationen für Elektroautos, einer geothermischen Heizung und Kühlung sowie dem Grauwassersystem bewerben sich die Macher mit dem Gebäude auf eine LEED Gold-Zertifizierung. Die Baukosten belaufen sich auf 16.670.000 US Dollar. (kh)
Fotos: Nic Lehoux
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STPH | 12.11.2019 13:14 Uhr....
den Straßenweiten nur eine nach oben durchbrochene Decke beiordnen, als inszenierter Himmel wie durch eine Brille