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27.11.2023

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Gläserne Auswüchse

Bibliothekserweiterung in Montreal von EVOQ


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Das Stadtviertel Hochelaga-Maisonneuve in Montréal hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Parallel zu den heute leider üblichen Gentrifizierungsprozessen investierte die Stadt viel Geld, um die sozialräumliche Infrastruktur des einst eher armen Stadtteils zu verbessern. Dazu gehört unter anderem die kürzlich wiedereröffnete Bibliothèque Maisonneuve, die nach Plänen von EVOQ (Montréal) saniert und erweitert wurde. Das Viertel liegt nördlich des Zentrums zwischen Sankt-Lorenz-Strom und Olympiastadion. Auch das Insektarium von Kuehn Malvezzi befindet sich nicht weit entfernt.

Der 1912 im neoklassizistischen Stil errichtete Bau übernahm ursprünglich die Funktion des Rathauses in der früher unabhängigen Gemeinde Maisonneuve. 1981 zog die Bibliothek in das bereits länger leerstehende Gebäude, nachdem dort zwischenzeitlich das Institut du Radium der Universität untergekommen war. Um die Räumlichkeiten an die heutigen Anforderungen anzupassen, lobte die Stadt 2017 einen multidisziplinären Planungswettbewerb aus. Zum ursprünglichen Siegerteam gehörten neben EVOQ außerdem Dan Hanganu Architects (jetzt Teil von EVOQ) sowie das Stadtplanungsbüro civiliti (Montréal), die sich vor allem mit der städtebaulichen Einbindung auseinandersetzten.

Zwei gläserne Ergänzungen, die jeweils links und rechts des Bestandsbaus hinzugefügt wurden, prägen das Projekt. Der barrierefreie Haupteingang zur Bibliothek befindet sich nun in einem zylinderförmigen Erschließungskern mit perforierter Aluminiumfassade, der dem neuen Ostflügel vorgelagert ist. Die recht bunt gestalteten Räume im Erdgeschoss des Bestands- und Neubaus sind vor allem für jüngere Kinder gestaltet. Weitere Bereiche befinden sich im ersten Obergeschoss. Für Jugendliche wurden ein Medialab, ein Animationsstudio und ein kleiner Videospielraum in der zweiten Etage eingerichtet. In den beiden oberen Geschossen des ehemaligen Rathauses sowie auf der obersten Ebene des Westflügels befinden sich die etwas ruhigeren Erwachsenenbereiche.

Die steinerne Außentreppe des Bestands blieb zwar erhalten, dient nun aber hauptsächlich als Sitzgelegenheit für Nutzer*innen und Passant*innen. Die Steinfassaden und monumentalen Türen wurden, ebenso wie die ursprünglichen Stuckleisten, Holzvertäfelungen und Mosaikböden, saniert. Auch eine Marmortreppe und zwei große Buntglasfenster konnten erhalten bleiben. Für die Gestaltung der neuen Fassade orientierten sich EVOQ an der äußeren Erscheinung des Bestandsgebäudes. Entsprechend zitiere die vertikale Ausrichtung der Verschattungselemente den Rhythmus der Kolonnaden des historischen Gebäudes, so die Architekt*innen.

Im Inneren entschieden sie sich dazu, zwischen Alt- und Neubau Lufträume anzuordnen, die lediglich punktuell durch die Erschließung der einzelnen Geschosse überbrückt werden. So bleibt die dreigeschossige Bestandsfassade in ihrer Gänze sichtbar. Durch die Erweiterungen konnte die Nutzfläche der Bibliothek verdreifacht werden. Dank Anbauten verfügt die Einrichtung nun über 3.600 Quadratmeter. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf 33,6 Millionen Kanadische Dollar, was aktuell rund 22,5 Millionen Euro entspricht. (dsm)

Fotos: Adrien Williams


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Kommentare
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1

arcseyler | 27.11.2023 17:24 Uhr

........

Schön, wie sich das leicht verspiegelte Isoglas gegen die Steinarchitektur durchsetzt. Die früher hätten das auch schon gern gehabt. Die Himmelsdurchbrüche im Barockgeländer über dem Gesims proben schon diesen Aufstand gegen die Schwerkraft, hin zum Geistigen einer Bibliothek.
Das ebenso, aber unfreiwillig verspiegelte Bauhausmuseum in Dessau hätte, so wie hier, mit der Spiegelung der gegenüberliegenden Gebäude rechnen müssen um sie genau so aufzulösen.

 
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