Gewellter Vorhang, grünes Dach, gefaltete Schachtel, der Knick einer Buchseite, ein nach innen gestülpter öffentlicher Raum: Einen bunten Mix bildlicher Vergleiche finden WORKac aus New York für ihre kleine Stadtteilbibliothek in Queens. Bereits 2005 begann das Projekt, das zunächst mit der Sanierung eines Erweiterungsbaus der Kew Garden Hills Library aus den Sechzigerjahren begann. Im Laufe der Jahre wuchs es zu einem kompletten Neubau heran, der die Erweiterung heute ersetzt. Ungefähr 930 Quadratmeter misst die neue, organisatorisch eigenständige Bibliothek. Dabei konnten sich die Architekten wohl nicht ganz entscheiden, welche Motive sie mit ihrer Architektur verbinden wollen.
Vielleicht muss ein Gebäude aber auch nicht immer einer strengen Ästhetik folgen und darf tatsächlich einfach mal aussehen wie eine grün bewachsene, mittig eingeklappte gläserne Box? Der haben WORKac dann noch metaphorisch ein leichtes Tuch übergeworfen, so dass es feine Wellen entlang der Außenwände schlägt, es zugleich aber auch am Eingang „scharf abknickt“, „als habe man sich eine Seite markiert“. Schließlich handelt es sich bei diesem verspielten Bibliotheksgebäude um ein Projekt, das vor allem von Kindern und Jugendlichen genutzt wird. Sie werden ihre Freude an den Durchblicken im Inneren haben und vielleicht auch die scharfen Kanten zu schätzen wissen, mit denen sich das Dach in abenteuerlichen Deckenmustern wiederspiegelt. Den jungen Nutzern ist auch eine eigene repräsentative Setzung gewidmet: Der Lesesaal an der gläsernen Spitze, mit der das Gebäude an den nach wie vor bestehenden Mutterbau angrenzt.
Die unterschiedlichen architektonischen Metaphern zwischen Falte und Vorhang erklären die Architekten aus der Funktion heraus: Die großen Glasflächen sollen die öffentliche Rolle des Baus sichtbar machen und möglichst viel Einblick in das Innenleben der Bibliothek gewähren. Um eine kleine Grünfläche auf der gegenüberliegenden Straßenseite städtebaulich weiterzuführen, wählten die Architekten außerdem ein begrüntes Dach. Und der sanfte Vorhang besteht tatsächlich aus Glasfaserbeton, der dabei hilft, die hohen Dachlasten der eigentlich fragilen, größtenteils offenen Gebäudestruktur abzutragen.
Der zweite Blick zeigt also, dass sich die WORKac keineswegs in ihren metaphorischen Bezügen verheddern. Im Gegenteil, am Ende fällt das Gebäude doch recht klar aus und bietet eine gute Abwechslung zum eher vorstädtischen, ziemlich zerfaserten Straßenbild, das Queens hier schon zeigt. (sj)
Fotos: Bruce Damonte
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