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23.08.2010

Auf Pferdebeinen

Bibliothek in Münster eröffnet


Im Norden von Münster liegt der „Leonardo Campus“. Hier sind in den letzten Jahren Einrichtungen und Institutionen der Kunstakademie sowie der Fachbereiche Architektur und Design der FH Münster angesiedelt worden, um die inhaltlichen Schnittflächen der Arbeitsbereiche besser nutzen zu können. Auch die Buchbestände wurden in einer zentralen Bibliothek versammelt, die in einer ehemaligen Reiterkaserne auf dem Gelände untergebracht wurde – statt Pferden stehen nun also Bücher in den Stallungen. Für die Menge an Büchern musste jedoch zusätzlicher Raum geschaffen werden.

Für diese notwendige Erweiterung wurden von Studierenden der FH Münster – oder: münster school of architecture (msa) – Entwürfe erarbeitet. Aus einem dieser Entwürfe (namentlich von Mathias Horstmann, Andreas Schüring und Stephan Weber) entstand dann mit den Münchner Architekten Bühler und Bühler die Planungsgemeinschaft zauberscho(e)n für die Realisierung des Entwurfs. Dieser zeigt sich nun als helle, transparente Erweiterung des backsteineren Kasernengebäudes. Früher standen hier die Pferde vor den Stallungen, nun stehen hier die Regalreihen, leicht gehüllt in eine großzügig Glasfassade, die von Glasschwertern ausgesteift wird.

Der 400 Quadratmeter große Raum ist dreigeteilt: Im vorderen Teil stehen drei Studierkabinen, die konzentriertes, zurückgezogenes Arbeiten ermöglichen sollen. Im mittleren Teil stehen die Bücher und im hinteren Bereich ein Tisch für Gruppenarbeiten, der mit einem Akustikvorhang abgetrennt werden kann, dessen Außenseite mit einem digital veränderten Motiv aus Raffaels „Schule der Philosophen“ bedruckt ist.

Beim Tragwerk wiederum wurde auf das bereits erwähnte Pferdemotiv zurückgegriffen. Aus dem Erläuterungstext: „Die flügel-ähnliche Bedachung steht im hinteren Teil auf drei Stützen, deren Form ein Moment der Bewegung der Beine der Pferde ist, die sich früher hier bewegten. Sie sind digital entwickelt und Produkt einer computergesteuerten Stahltechnologie.“

Der neue ist vom alten Bau durch eine Lichtfuge abgesetzt, durch welche die historische Stallwand direkt beleuchtet und inszeniert wird. Treppen und Durchgänge sorgen für eine enge Vernetzung der beiden Gebäudeteile. Als i-Tüpfelchen eines sowieso schon sehr gelungenen Gebäudes wurde auch der Regen, der in Münster häufig fällt, in Szene gesetzt. Entlang der gesamten Längsseite fällt das Regenwasser vom schrägen Dach durch eine offene Traufe direkt über die Glasfassade. Am Fuß der Fassade wird es von einer Rigole gesammelt und für das Gebäude genutzt – ein zusätzliche Reinigungsaufwand der Glasscheiben sollte daher zu verschmerzen sein.


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