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12.02.2019

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Stadel für Leseratten

Bibliothek in Kressbronn am Bodensee von Steimle Architekten


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Die neue Bücherei der Gemeinde Kressbronn am Bodensee wurde eigentlich schon 1923 errichtet – da entstand auf dem Grundstück ein klassischer Scheunenbau, der Stadel H11, der landwirtschaftlich genutzt wurde. 2009 erwarb die Gemeinde das Gebäude, beschloss unter Bürgerbeteiligung eine Neunutzung als Bibliothek und schrieb 2015 einen entsprechenden Wettbewerb aus. Realisiert wurde schlussendlich der drittplatzierte Entwurf von Steimle Architekten. Das Konzept des Stuttgarter Büros sah vor, den Charakter des Bestandsgebäudes zu erhalten und es mit möglichst wenigen, präzise gesetzten Eingriffen in ein modernes und offenes Haus zu transformieren. Die Bibliothek mit einer Bruttogrundfläche von 860 Quadratmetern ist seit Oktober 2018 für den Publikumsverkehr geöffnet.

Mit einfachen, aber umso wirkungsvolleren Interventionen gelang es den Architekten, das vertraute Bild des Stadels mit massivem Sockel und auskragendem Satteldach zu konservieren, und ihm doch zugleich mithilfe der verwendeten Materialien und großer Öffnungen im Erdgeschoss eine moderne Sprache einzuschreiben. Die traditionelle Gliederung des historischen Gebäudes in ein solides Erdgeschoss und ein darüberliegendes luftigeres Tennengeschoss bleibt so auch nach dem Umbau sicht- und erlebbar. Der neue, in Dämmbeton ausgeführte Sockel bewahrt den Eindruck einer festen, tragfähigen Basis. Er wird von horizontal orientierten Fenstern mit tiefen Laibungen durchbrochen, die viel Tageslicht in den Innenraum lassen. Darüber ersetzt nun eine filigrane Holzkonstruktion die alte Fassade, deren schlanke Lamellen für ein diffuses Licht im Lesesaal sorgen.

Das Erdgeschoss kann als teilbarer Mehrzweckraum mit Ausstellungsfläche vielseitig bespielt werden, auch eine 24-Stunden-Nutzung ist für einen Bereich mit separatem Zugang via Bibliotheksausweis möglich. Eine Treppe, die durch eine Schiebetür verschlossen werden kann, führt vom Eingangsbereich hinauf in den Lesesaal. Hier, unter dem hohen, offenen Dachstuhl mit freiliegendem Fachwerk, wird die Scheunenvergangenheit des Gebäudes ganz deutlich spürbar: ein neu interpretierter „Heuboden“, in den man sich zum Schmökern zurückziehen kann. Der Betonkern bildet einen modernen Kontrast dazu und verortet das Haus in der Gegenwart. Auf ihm befindet sich eine weitere Medien- und Zeitschriftengalerie, von der aus sich der gesamte Raum überblicken lässt. (da)

Fotos: Brigida González


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

14

Theresa | 30.04.2020 20:15 Uhr

Schön, aber unnötig.

Wir sollten anfangen Häuser die nicht Ökostandards entsprechen prozentual vom Architektenhonorar abzuziehen. (Also auch mir)
Es ist eine Schande, dass so ein hochgelobtes Projekt so viel Beton und so viel Neubau erfordert.
So viel gemacht und nichts dahinter... 4 Mio... Mag ja jetzt schön sein und viel energetisch einsparen, aber auf den Lebenszyklus des Hauses und der Ressourcen wird gar gedacht.

13

solong | 15.02.2019 11:48 Uhr

... aus vielen ...

blinden wird noch kein sehender ... das hier viel erneuert wurde ist schon klar ... genauso klar zeigen die Bilder, dass es sich um ein saniertes / ergänzetes altes holztragwerk handelt ... das wird wohl dementsprechend marode gewesen sein ... ansonsten schönes gebäude ... schlicht, einfach zu begreifen ... völlig angemessen ... mit einem gewissen "pepp" ohne sich in der vordergrund zu drängen

12

doro | 14.02.2019 16:46 Uhr

alles

Neu! Nichts stehen gelassen vom alten Stadel! Eine komplett neues Gebäude mit dem Touch des Alten.
Schön gemacht aber halt trotzdem nur ein Konstrukt. Erstaunt haben mich viel mehr die Kosten von fast 4 Mio. EUR (!) für das bisserl Raum....

11

Christoph Wetsch | 14.02.2019 13:38 Uhr

Glückwunsch

Super Projekt
Erfrischend in seiner Zurückhaltung!

10

Christian Richter | 13.02.2019 14:04 Uhr

Hervorragend

Einfach ein wunderschönes Haus. Großes Kompliment an die Architekten.

9

Karin | 13.02.2019 12:58 Uhr

Chapeau

Wie weiter unten vermerkt, trifft "angemessen" das Projekt wirklich sehr gut. Fügt sich ein und verhehlt seine zeitgenössigkeit nicht.

Positiv finde ich auch das Fehlen der beliebten Sitzstufen, ohne die ja anscheinend keine moderne Bibliothek mehr auskommt, auf Renderings immer toll aussieht und in der Praxis von keiner Sau benutzt werden, weil sie immer unbequem sind und man direkt neben den Füßen vorbeigehender sitzen muss.

8

deRwulf | 13.02.2019 10:30 Uhr

Das war eben nur der dritte...

"...mit möglichst wenigen Eingriffen"?...ähhh...ein Mal abgebaut und wieder aufgebaut...dazu eine Menge Beton. Totale Rekonstruktion! Und innen kein Raum, aber viele Nischen.

7

@peter | 13.02.2019 10:22 Uhr

Umbau

auch mir gefällt dieses Projekt ausgezeichnet: Gratulation!

@peter: meiner Meinung nach (und ich urteile nur anhand der Bilder) ist der komplette Holzdachstuhl alt - das EG wurde hingegen offensichtlich neu errichtet.
Bei Fachwerkbauten ist das ja möglich, ohne den darüber befindlichen Dachstuhl abzubauen. Insofern gehe ich davon aus, dass es sich hier nicht um eine Rekonstruktion, sondern tatsächlich wie im Artikel beschrieben um einen Umbau handelt..

6

peter | 13.02.2019 00:36 Uhr

kressbronn

insgesamt sehr schön! die betondecke des eingangsgeschosses drückt vielleicht etwas, und die stützenfreie konstruktion dort muss bei einem so im besten sinne bodenständigen haus vielleicht auch nicht sein - sie mutet da eher leicht gekünstelt an.

nur, was an dem haus ist jetzt alt, was neu? außen wirkt es wie eine komplettrekonstruktion, innen sehen einige der balken alt aus.
aber sei's drum, auch eine rekonstruktion ist ja im prinzip kein problem. nur könnte man das hier dann klarer kommunizieren.

5

Paul | 12.02.2019 19:03 Uhr

Super !

Sehr gelungen, wie ich finde. Gratulation zu diesem Projekt !

4

atm | 12.02.2019 18:22 Uhr

„Moderne 4.0“ (?)

Sehr schön!
Wer mit dem Begriff der „Angemessenheit“ in der Architektur bislang nichts anzufangen wusste, der könnte hier fündig werden...

3

ixamotto | 12.02.2019 18:15 Uhr

innen aussen

aussen hui, innen pfui

2

T.C. | 12.02.2019 17:18 Uhr

Kressbronn

Sehr schön, passt prima dorthin! Unaufgeregt und toll durchdacht. Der nächste Urlaub ist schon geplant!

1

Fred | 12.02.2019 17:02 Uhr

Schön.

Einfach nur schön!

 
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Die Kressbronner Bücherei ist in eine ehemalige Scheune gezogen.

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Durch einfache Eingriffe gelang es Steimle Architekten, den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu erhalten und es zugleich für seine neue Nutzung zu optimieren.

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Breite Fenster öffnen den massiven Betonsockel, auf dem eine Konstruktion aus vertikalen Holzlatten sitzt.

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Geschichte und Gegenwart, Fachwerk und Beton – im offenen Lesesaal kommt beides zusammen.

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