Seit 1979 stehen die Ausgrabungen in Karthago auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Ende des 9. Jahrhunderts v. Chr. gegründet, war die Stadt einst eine florierende Seemacht und einer der wichtigsten Handelsknotenpunkte im Mittelmeer. Heute verbindet man den Namen vor allem mit den gleichnamigen Kriegen, die 146 v. Chr. schließlich zur vollständigen Zerstörung der an der tunesischen Nordküste gelegenen Stadt führten. Einen Eindruck von ihrer einstigen Größe sowie einen Überblick über die geschichtlichen Zusammenhänge erhalten Besucher*innen im Nationalmuseum von Karthago, das sich auf dem Byrsa-Hügel befindet. Hier werden archäologische Funde aus der punischen Zeit, aber auch aus anderen Epochen gezeigt.
Nun soll das 1875 gegründete und seitdem mehrfach erweiterte Museum saniert werden. Zusätzlich plant die Stadt die Revitalisierung und Aufwertung der baulichen sowie stadträumlichen Situation, wozu auch die Akropolis von Byrsa gehört. Vor kurzem wurde ein Wettbewerb entschieden, den das Team der beiden Stuttgarter Büros Bez + Kock Architekten und Koeber Landschaftsarchitektur für sich entscheiden konnte.
Für das circa fünf Hektar große Areal schlagen Bez + Kock eine offene, luftige Bebauung vor, die die bestehende Hofsituation überspannt. Die gerasterte Struktur soll als verbindendes Element zwischen den beiden Bestandsgebäuden – einer im 19. Jahrhundert errichteten Kathedrale und einem ehemaligen Priesterseminar der sogenannten Pères Blancs – dienen und den neuen Teil des Museums sowie ein Restaurant beherbergen. In der denkmalgeschützten Kathedrale Saint Louis de Carthage sollen außerdem ein Auditorium und Räume für die Museumspädagogik entstehen, in dem ebenfalls denkmalgeschützten ehemaligen Priesterseminar Lager- und Werkstatträume sowie Verwaltungsräume des Museums untergebracht werden.
Laut Architekt*innen sollen die Neubaumaßnahmen auf ein Minimum reduziert werden – ganz im Sinne eines Ansatzes, der der historisch-archäologischen Bedeutung des Ortes angemessen und gleichzeitig ökologisch sinnvoll sei, heißt es in der Pressemitteilung. Entsprechend habe man auch den Kontakt der Struktur mit dem Boden möglichst minimiert, um die besondere archäologische Bedeutung des Ortes hervorzuheben. Als Inspirationsquelle für ihren Entwurf dienten den Architekt*innen neben den großen Bäumen auf dem Gelände auch die temporären zeltähnlichen Strukturen, die häufig als Schutz für archäologische Ausgrabungsstätten eingesetzt werden. (dsm)
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Peter Dünsch | 06.06.2023 15:18 UhrKennt wer die Niederschlagsmenge in Kathago?
Coole Konstruktion, aber zum Glück regnet es dort nicht so oft.