Der belgische Architekt Vincent Callebaut (mit Büros in Paris und Louviere) hat sich bislang vor allem einen Namen gemacht mit spektakulären Renderings von nahezu völlig unvorstellbaren Utopien (siehe BAUNETZWOCHE#156 „Auf nach Utopia!“), etwa einer vertikalen Farm für New York in Form eines Libellenflügels oder seinen schwimmenden Städten für je 20.000 Klimaflüchtlinge. Nun hat er einen Wettbewerb für einen Anbau an ein Thermalbad in Royat (Frankreich) gewonnen, und man kann prüfen, inwieweit er seiner ökologischen Verantwortung nachkommt, wenn er „kleinere Brötchen“ backen muss.
Das Thermalbad in Royat wünschte sich einen Anbau mit zwei neuen Schwimmbecken nach Norden. Der Anbau sollte dem Gebäudekomplex (hauptsächlich aus den 1960er und 1980er Jahren) gleichzeitig eine neue, erkennbare „Visitenkarte“ liefern, da die bisherigen Häuser eher introvertiert und daher leicht zu übersehen sind. Callebaut entwickelte daraus ein Gebäude wie eine „grüne Welle“, das die beiden Becken in einem Schwung umfasst. „Schlichtheit und Leichtigkeit“ sollen durch diese architektonische Geste zum Ausdruck kommen.
Diese gewellte Außenwand wird innen ebenso wie die Wände des bestehenden Altbaus mit Holz ausgekleidet. Über dem Altbau führt die Welle der neuen Außenwand etwas in die Höhe, sodass hier ein nach Süden orientiertes Oberlicht über die gesamte Länge entsteht. Zwischen den Becken werden Wasserpflanzen eingesetzt, zum Altbau hin werden zwei dicht begrünte Innenhöfe entstehen.
Auch außen wird das Gebäude teilweise begrünt: Auf der gekrümmten Außenwand soll – eben auch als die gewünschte „Visitenkarte“ für das Thermalbad – eine begrünte Fassade entstehen. Der Architekt erhofft sich von der begrünten Welle eine bessere Akustik im Inneren sowie eine verbesserte Energiebilanz des Anbaus. Gleichzeitig soll die Fassade ein Biotop im städtischen Außenraum werden. Anfnag 2011 sollen die Bauarbeiten beginnen.
Zum Thema:
Mehr vertikale Wiesen in der BAUNETZWOCHE#179 „Wuchernde Wände“