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16.10.2020

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Spiel mit Masse und Leere

Betonvilla bei Lissabon von Double(O)


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Für zeitgenössische Wohnhäuser in Kiefernwäldern wird gerne Holz verwendet. Olivier Ottevaere und Elsa Caetano, die – derzeit in Hongkong – als Double(O) firmieren, setzten bei ihrem jüngsten Entwurf an der portugiesischen Atlantikküste jedoch auf Ortbeton. Ihre zweigeschossige Residenz zwischen Kiefern bildet damit einen maximalen Kontrast und vermeidet jegliche optische Anpassung. Unterstützt wurden Double(O) von Marco Antunes als Architekt vor Ort und Joao Silva als Ingenieur.

Der abstrakt und brutalistisch wirkende Bau mit einer Bruttogrundfläche von 300 Quadratmetern steht im südlich von Lissabon gelegenen Aroeira und folgt einer strengen Geometrie. Aus der Drohnenperspektive erinnert er eher an ein riesenhaft vergrößertes mechanisches Bauteil denn an ein Wohngebäude. Die Architekten haben sich laut eigenen Angaben an einem dreiblättrigen Kleeblatt orientiert, daher der Projektname Casa Trevo.

Zu den wesentlichen Charakteristika des Hauses zählen neben seiner Ausführung als Rotunde, die sich nach außen verschlossen zeigt, drei ebenfalls kreisrunde Innenhöfe. Sie dienen sowohl als Lichtschächte wie auch als Erweiterung der im Erdgeschoss liegenden, hexagonalen Wohnräume. Zudem haben die Patios auch eine strukturelle Funktion, tragen sie doch den als Balken querliegenden Swimmingpool ebenso wie die verspringenden Raumdecken. Die fest im Sand verankerte Bodenplatte wurde nämliche entsprechend der leicht geneigten Topografie des Grundstücks spiralförmig abgestuft, eine zentrale Wendeltreppe im Inneren setzt diese Schraubenbewegung nach oben hin fort.

Angesichts der idyllischen Umgebung überrascht die Introvertiertheit des Baus: Die Innenräume blicken größtenteils nur in die Patios. Ein spiritueller Wohnsitz für Asketen? Vielleicht. Neben dem Spiel mit Masse und Leere sowie vertikalen und horizontalen Elementen sei eine klare Ausrichtung gen Himmel und zum Licht wichtig gewesen, erläutern die Architekten die Designstrategie für die Gestaltung des Monolithen. Der Titel: „Ein Haus für die Sonne“. (da)

Fotos: Fabio Cunha, Marco Antunes


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

HATE Hirlinger | 05.09.2022 17:16 Uhr

Wow

großartige architektur, ein gelungenes kunstobjekt!


5

R. Zimmermann wundert sich über | 17.10.2020 17:36 Uhr

eine Villa

Aussen weiß, innen grau... hätte ich auch besser gefunden. Und warum keine betonierte Brüstung statt des wackligen Geländers? Für soviel Formalismus on the nose dann doch wenig virtuos. Besser die echte Höhle a la böhm.

4

STPH | 17.10.2020 09:54 Uhr

...

Wie ein umgebauter Atlantikbunker. Und wenn man keinen hat, nimmt man als baulichen Widerstand eine auf sich bezogene Struktur. Woanders ist das ein Loft als baulicher Widerstand.

Das auf sich Bezogene der Natur soll nicht verunreinigt werden durch bauliche Zuwendung. Zaun ist schon viel zu viel. Wofür braucht ein auf den Geist reduziertes Subjekt ein Eremit einen Raum? Nur eine Höhle. Insofern ist die Unterhose aus weißer Oberfläche innen schon zu viel.

Besser umgekehrt: außen weiß innen grau. Manchmal muss man bis zum äußeren gehen um seinen Wahn kennenzulernen und mit ihm zu leben. Seinen inneren Zustand befragen.

Schön, dass das hier andere für einen tun.

3

tiffy | 16.10.2020 18:24 Uhr

...ach ja,

beton...

2

gerard | 16.10.2020 16:00 Uhr

stilles oertchen

... hier wurde ich gerne mal aufs klo gehen. nur schade, dass man den kopf beim rausschauen so arg drehen muss.

1

Matthias Lieberknecht | 16.10.2020 15:59 Uhr

Was ist es?

Den Fehler habe ich schon bei der Überschrift begangen: Villa = Wohnhaus. Geht man davon aus, kommt man vor lauter Kopfschütteln nicht weiter:
- Das Klo ist offen nach nahezu allen Seiten und hat eine bessere Aussicht als das Schlaf- oder Wohnzimmer?
- Die Orientierung ist eine tägliche Herausforderung?
- Die Wohnlichkeit wurde vollständig durch den Beton verdrängt?
- Gott sei Dank gibt es den Pool auf dem Dach, in welchem man das unwohnliche GRAU-en vergessen kann...

Nein, das ist eindeutig der falsche Ansatz: Das Objekt ist nämlich gar kein Wohnhaus sondern eine Bauskulptur in einer heißen Gegend. Reduziert auf puren, sehr konsequenten Formalismus, mit interessanten Einblicken, Durchblicken, Raumübergängen. In Materialität, Formensprache und Raum ein hervorragendes Baukunstwerk.

Und wer jetzt meint: " Ja, aber zu irgendwas muss es doch dienen" dem sei gesagt, dass sich Kunst nur selten mit dieser Frage beschäftigt. Warum auch.

 
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