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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Besucherzentrum_von_Petr_Janda_in_Abu_Dhabi_7397773.html

08.09.2020

Enten? Flamingos!

Besucherzentrum von Petr Janda in Abu Dhabi


Die „Ente“ ist eine vielbemühte Kategorie der Architekturtheorie, seit Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour diesen Begriff in Leaning from Las Vegas eingeführt haben. Nun ergänzt der Prager Architekt Petr Janda mit seinem Büro Brainwork den Kanon um ein weiteres Federvieh: den Flamingo. Dieser Vogel – oder besser gesagt: seine verschlungene Halspartie – scheint Vorbild gewesen zu sein für ein neues Besucherzentrum in einem Naturschutzgebiet bei Abu Dhabi.

Das Al Wathba Wetland Reserve südöstlich der Innenstadt bietet über 300 Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Wappentier des fünf Quadratkilometer großen Areals ist aber in jedem Fall der große Flamingo, der hier je nach Jahreszeit zu Tausenden durchs flache Wasser stakt. Das geplante Gebäude, das auf einen Wettbewerbsgewinn zurückgeht, umfasst neben Café, Shop und allgemeiner Besucherinfrastruktur auch ein kleines Museum mit Fokus auf die pinken Tiere.

Petr Janda und sein Team projektieren ein Gebäude aus farbigem Ortbeton, das die Besucher*innen über das Dach betreten. Von dort gelangen sie über Rampen hinunter in die beiden Hauptgeschosse, wo wiederum geschwungene Öffnungen Bezüge zur Dünenlandschaft herstellen. Licht dringt nur über einen kleinen Teich mit gläsernem Boden in die Tiefe. Anders als bei der Ente in Las Vegas ist vom Flamingo-Bezug also schlussendlich nur ein verschlungenes Häuflein Beton zu sehen.

Mit seinem erlebnisorientierten Biomorphismus geht Janda zugleich einen anderen Weg, als X-Architects, die im benachbarten Dubai bereits 2016 ein Projekt mit ähnlichem Programm fertigstellen konnten. Dort steht die Architektur in explizitem Kontrast zur Natur, auch wenn sie sich ebenfalls in die Dünen fügt. Das Projekt von Janda soll nun – wie auch die anderen prämierten Projekte – auf seine Realisierbarkeit geprüft werden.

Janda konnte übrigens schon im letzten Jahr ein spannungsreiches Projekt direkt am Wasser fertigstellen – wenn auch unter vollkommen anderen Vorzeichen: In Prag war er für die Umnutzung alter Kellerräume entlang der Moldau verantwortlich. (sb)

Visualisierungen: Mykhaylo Slyusar / SDAR


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