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05.11.2015

Porentief rein

Besucherzentrum in Winnenden von Reichel Schlaier


Der erste Bauabschnitt ist vollendet, das Ergebnis beeindruckt: Seit einigen Jahren arbeitet das schwäbische Familienunternehmen Alfred Kärcher GmbH & Co. KG an der Erweiterung seines Hauptsitzes in Winnenden. Eine Brücke führt auf das benachbarte Gelände einer alten Ziegelei, das Kärcher für diesen Zweck erworben hat. Die Pläne hierfür stammen vom Stuttgarter Büro Reichel Schlaier Architekten, die 2012 den internationalen Wettbewerb gewinnen konnten. Die ersten beiden Gebäude, ein Verwaltungsbau und ein Auditorium, wurden bereits im letzten Jahr fertiggestellt.

Mit dem neuen Besucher- und Kundenzentrum folgt jetzt der vorläufige Abschluss – wobei die Backsteinfassade in gelungenem Kontrast zum Glas der beiden anderen Gebäude steht. Die Idee, das Programm auf mehrere Baukörper zu verteilen, war der heterogenen städtebaulichen Umgebung geschuldet. So war es möglich, auf dem neuen Areal eine kompakte Platzsituation zu gestalten. Diese dient dem alltäglichen Austausch, bei Bedarf kann die Freifläche aber auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. Das Ensemble wird somit zum Mittelpunkt des 13 Hektar großen Areals, um das herum sich alle künftigen Erweiterungen organisieren lassen.

Mit ihrer Materialwahl für das Besucher- und Kundenzentrum schließen Reichel Schlaier Architekten bewusst an die industrielle Vergangenheit des Geländes an. Den alten Schornstein lassen sie stehen, was im Zusammenspiel mit dem strukturierten gelblichen Mauerwerk und den dunklen Fensterbändern an die Fabrikarchitektur der frühen Moderne, beispielsweise an das Fagus-Werk von Walter Gropius, denken lässt.

Organisiert ist das Gebäude über einem L-förmigen Grundriss, wobei die beiden Platzseiten von Foyer und Café eingenommen werden. Das Besucherzentrum dient auf ganz unterschiedlichen Ebenen dem Austausch mit der Kundschaft: Einen kleinen Shop gibt es ebenso wie eine 800 Quadratmeter große Halle mit einer Deckenhöhe von acht Metern, in der größere Veranstaltungen und Messen durchgeführt werden können. Ergänzt wird das Angebot durch Konferenz- und Seminarräume im Obergeschoss. Ein überraschender Effekt: Der Sanitärbereich wurde um den Fuß des alten Schornsteins herum organisiert.

Bemerkenswert ist die gestalterische Qualität des gesamten Ensembles. Auf jedes Detail wurde ganz offensichtlich größte Aufmerksamkeit verwendet, worin sich eben auch auf gelungene Weise das Selbstverständnis eines schwäbischen Traditionsunternehmens spiegelt. Dass außerdem auf den Bildern alles porentief rein erscheint, dürfte nicht schaden – schließlich gehört der Wille zu unbedingter Sauberkeit nach wie vor zu Kärchers Kerngeschäft. (sb)

Fotos: Brigida González


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