Rostiges Bewehrungseisen, unverputzter Sandstein und Leichtlochziegel, die sich neben einer guten Wärmedämmung auch wunderbar zur Weinlagerung eignen: Südlich der Pyrenäen hat das Studio von Toni Gironès in der katalanischen Stadt Lleida ein Besucherzentrum realisiert, das durch den Charme des Unfertigen besticht. Rampen und Stege, die aus dünnen Bewehrungsstäben gebaut sind, führen die Besucher über eine Ausgrabungsstätte. Diese ist übrigens keine gewöhnliche: Entdeckt wurde die Ruine eines 4.800 Jahre alten Bauwerks im hügeligen Seró (Arteas de Segre) während der Verlegung von Wasserrohren – der zufällige Fund war Initialzündung für das Projekt.
Die Architekten haben für den Neubau eine raue und pure Materialsprache gewählt, damit dieser möglichst in den Hintergrund tritt. Die Anlage ist in den Hang gebaut und führt mit den Rampen die Topographie führt; lokales Baumaterial verankert das Gebäude in der Landschaft.
Im Inneren sind die Ausgrabungsfunde in einer Art Höhle versteckt; durch Lichtschächte und Deckenspots aber geschickt inszeniert – diese wurden direkt über den Artefakten in die Decke eingelassen. Wandflächen aus Sichtbeton setzen den gemauerten Wänden einen Ruhepol gegenüber; die inneren Gänge geben immer wieder einen schmalen Ausblick in die Landschaft frei. Weitere Ausstellungsräume ergänzen die historische Grabungsstätte zu einem Museum.
Das Estudi d’arqitectura Toni Gironès hat sich mit dieser Art von Architektur in Katalonien in den letzten Jahren durchaus etabliert. Die Architekten haben unter anderem in Can Tacó in Turó d'en Roina (Montmeló – Montornès del Vallès) ein ähnliches Projekt realisiert und dort eine römische Ruine zugänglich gemacht. Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch günstig: Die Baukosten für das Besucherzentrum in Can Tacó werden mit 120.000 Euro, in Seró mit knapp 350.000 Euro angegeben.
Fotos: Aitor Estévez
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