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06.04.2020

An belastetem Ort

Besucherzentrum in Gardelegen von BHBVT


In den letzten Kriegstagen 1945 erlangte Gardelegen traurige Berühmtheit, als dort in einer Feldscheune des Gutes Isenschnibbe der Massenmord an über 1.000 KZ-Häftlingen stattfand. Die zwischen Berlin und Hannover gelegene sachsen-anhaltinische Stadt widmet sich bereits seit 1949 aktiv der Aufarbeitung dieses Verbrechens. 2015 wurde die schrittweise aufgebaute Mahn- und Erinnerungsstätte in die Trägerschaft der landeseigenen Gedenkstättenstiftung übernommen – nun ist ein neues Besucher- und Dokumentationszentrum mit Dauerausstellung, Informations- und Bildungsangeboten fertiggestellt. Die eigentlich für den heutigen Tag vorgesehene Einweihung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier musste vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise abgesagt werden.

Architekten des Neubaus sind BHBVT aus Berlin, seit 1972 unter dem Namen der ursprünglichen Gründer Busmann + Haberer bekannt. Ihre Aufgabe war es, eine neue Eingangssituation für die gesamte Anlage zu formulieren und einen Lernort zu schaffen, der das Flächendenkmal der Gedenkstätte mit Resten der Scheune und einem Gräberfeld ergänzt. Mit einer reduzierten Formensprache wollten die Architekten angemessen auf die Besonderheit der Bauaufgabe reagieren und sich respektvoll gegenüber dem Ort zurücknehmen. In seiner linearen Form besetzt der Bau, ein in der Tat bemerkenswert stringenter Riegel, den südlichen Rand der Gedenkstätte entlang des historischen Weges, den die Opfer beschreiten mussten. Das Volumen ist nach außen hin nur durch den eingeschnittenen Eingangsbereich, eine Fensteröffnung sowie einen auf die Stadt Gardelegen ausgerichteten Erker gegliedert.

Das Besucherzentrum ist in monolithischer Bauweise aus 71 Zentimeter starken Wänden in Leichtbeton mit Blähtonzuschlägen errichtet. Um eine einheitliche Wirkung ohne sichtbare Schalungsfugen zu erzielen, ließen die Architekten die Oberfläche in sägerauer Brettschalungsoptik ausführen. Im Gegensatz dazu wurden die inneren Wände glatt geschalt. Die Innenausbauten sind aus geölter Räuchereiche, der Boden ist ein geschliffener und veredelter Estrich.

Das Bauvolumen erscheint kleiner, als es das Bauprogramm vermuten ließe. Erreicht wird dies, indem das Gebäude in Blickrichtung des ankommenden Besuchers konisch zuläuft und so in seiner perspektivischen Wirkung verschlankt wird. Beim Betreten des Neubaus gelangt man zunächst in einen Auftaktraum mit Garderoben und Sitzgelegenheit. Von hier wird der Blick über das 13 Meter breite Panoramafenster auf die Gedenkstätte gelenkt. So bietet sich eine erste Orientierungsmöglichkeit zum Verständnis der Anlage. Die Besucher betreten nun einen circa 40 Meter langen Wandelgang, von dem aus sämtliche Funktionsbereiche erschlossen werden. Den Empfang am Beginn des Weges bildet ein Bürobereich mit vorgelagertem Tresen, daran schließt die Dauerausstellung an, die – nach dem Fotoshooting von Werner Huthmacher – in enger Abstimmung mit dem Büro KOCMOC aus Leipzig gestaltet wurde. (kv)

Fotos:
Werner Huthmacher


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Der strenge Riegel lehnt sich an den Weg an, den die Opfer beschreiten mussten.

Der strenge Riegel lehnt sich an den Weg an, den die Opfer beschreiten mussten.

Das Besucherzentrum ist der neue Auftakt zum gesamten Flächendenkmal.

Das Besucherzentrum ist der neue Auftakt zum gesamten Flächendenkmal.

In Blickrichtung ankommender Besuchers läuft der Bau konisch zu, um schlanker zu wirken.

In Blickrichtung ankommender Besuchers läuft der Bau konisch zu, um schlanker zu wirken.

Ein großer Erker richtet den Blick auf die Stadt Gardelegen.

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