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01.06.2022

Keine Rivalität

Besucherzentrum in Bernau bei Berlin von Steimle Architekten


„Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“ – erst seit 2017 ist dies die offizielle Bezeichnung des Welterbe-Ensembles durch die UNESCO. Bernau stand mit der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) – entworfen vom zweiten Bauhausdirektor Hannes Meyer und seinem Büropartner Hans Wittwer – lange im Schatten der Werke von Walter Gropius und Mies van der Rohe. Diese erhielten bereits in den 1990er und frühen 2000er Jahren Welterbe-Status. Zusammen mit den Laubenganghäusern in Dessau-Törten gehört die Bundesschule des ADGB von 1930 (heute Meyer-Wittwer-Bau) zu den einzigen beiden Bauhaus-Werken, die unter Meyers Leitung in Zusammenarbeit mit Studierenden realisiert wurden.

Um dem wachsenden Interesse der Bevölkerung Rechnung zu tragen, eröffnete im Februar dieses Jahres auf 485 Quadratmetern ein Besucher*innenzentrum gegenüber der Bundesschule. Entworfen haben es Steimle Architekten aus Stuttgart, die 2018 den entsprechenden Wettbewerb der Stadt Bernau gewannen. Die Bauleitung übernahmen Grubert Verhülsdonk Architekten (Berlin), verantwortlich für die Tragswerksplanung waren wh-p Ingenieure (Hauptsitz Stuttgart). Im vergangenen Jahr besuchte BauNetz die Baustelle.

Ziel des Entwurfs war es, keine Konkurrenz zum Bauhausdenkmal entstehen zu lassen, sondern sich diesem als „hochwertiges städtebaulich-architektonisches Bauwerk” unterzuordnen. Die Anspielungen auf van der Rohe’sche Architekturen sind dabei allerdings unübersehbar und beinahe lehrbuchhaft: Umhüllt von Glas scheint das Dach des Zentrums zu schweben, der Innenraum fließt entlang weniger Wandelemente.

Das Gebäude ist sozusagen gleich in mehrfachem Sinne durchschaubar, es lässt den Blick nach Osten auf die Bundesschule frei und führt Besucher*innen durch eine Dauerausstellung entlang der Wandscheiben. Leicht erhöht wird der Pavillon nordwestlich von einer Terrasse umschlossen. Der Eingangsbereich befindet sich im Norden unter einem weit auskragenden, massiven Vordach aus Dämmbeton.

Während der Raum Richtung Bundesschule flexibel bespielbar ist, sind die Nebenräume auf der abgewandten Seite zum Parkplatz in drei Blöcken geschlossen angeordnet. In diesem von den Architekt*innen als „Spange“ bezeichneten Bereich befinden sich Büros und Sanitäranlagen. Um den Effekt des schwebenden Daches zu erzeugen, wurden filigrane Rundstützen vor der Glasfassade in den umlaufenden Dachrand eingelassen. Hier sind zudem die als Schotten angelegten Wandscheiben entscheidendes statisches Element. (sas)



Fotos: Brigida González


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