Die baulichen Zeugnisse der Insel Mainau im Bodensee lassen sich bereits aus der Entfernung wahrnehmen: das Barockschloss, die Schlosskirche und der mittelalterliche Comturey-Turm. Da passte das Gastronomiegebäude aus den 1970er Jahren noch nie so recht ins Bild. In die Jahre gekommen, wurde es abgerissen und durch ein Neubau-Ensemble von Hein Architekten ersetzt. Mit seinem Projekt gewann das österreichische Büro in einem geladenen Wettbewerb im Jahr 2011 den ersten Preis. In diesem Frühjahr wurde das langgestreckte Gebäude mit dem markanten auskragenden Holzdach und der vorgelagerte Kassenbau fertiggestellt.
Die Architekten sahen den Neubau als passende Gelegenheit, „den heterogenen und zur Sommersaison hochfrequentierten Hafenbereich der Insel neu zu gestalten und zu ordnen.“ An der Stelle der bisherigen Gebäude-Ansammlung von Kasse, Information und Außentoiletten entstanden so die beiden neuen Baukörper. Auch ein Bäckerei-Café, ein Restaurant, ein Bankettbereich und ein Kiosk wurden unter dem langen Dach versammelt.
Dieser Baukörper wurde unterhalb des Schlosses sozusagen als Fortsetzung des Hangs um den wehrhaften Comturey-Turm herum gebaut. Die Architekten verzichten dabei auf große Gesten: Die aufwändigen Baumaßnahmen sind dem eleganten Holzband – das von einer 103 Meter langen Stahlbetonkonstruktion getragen wird – nicht anzusehen. Aus der Nähe betrachtet hebt sich die bis zu 4,50 Meter auskragende Holzdachkonstruktion, die sich trichterförmig zum Gebäudeinneren verjüngt, hervor.
Die Fassade des Neubaus ist überwiegend verglast. Vier Lichthöfe fungieren als zusätzliche Lichtquelle, die zugleich dem Sockel des Comturey-Turms genügend Raum geben. Die Architekten erläutern: „Der Neubau vermeidet es, mit der historischen Bausubstanz in Konkurrenz zu treten, sondern zelebriert sie durch spannende neue Perspektiven und Blickachsen.“
Die Innenräume, die mit Weißtanne-Holz verkleidet sind, sind locker in unterschiedliche Bereiche zoniert. Die Architekten vermeiden eine Durchmischung der Ver- und Entsorgung mit dem Besucherbereich. Auf diese Weise steht selbst in der Hochsaison dem Vollbetrieb nichts im Weg.
Fotos: Volker Wortmeyer
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