Leben und Tod liegen mitunter nah beieinander: Mit dem Bau eines Bestattungszentrums im belgischen Welkenraedt wurde gewartet, bis eine Dachsfamilie auf dem Gelände ihren Nachwuchs abgestillt hatte. Erst dann konnten ein Krematorium, drei Kapellen, Serviceeinrichtungen und ein Friedhof angelegt werden. Das Büro Dethier Architecture aus Liège, das letzten Dezember den Urban Intervention Award Berlin 2013 in der Kategorie „Built“ gewonnen hat, war mit seinem Entwurf erfolgreich aus einem europaweiten eingeladenen Wettbewerb hervorgegangen. Das Büro arbeitete für die Landschaftsplanung mit Erik Dhont zusammen.
Die Einbettung des Ensembles aus zwei Gebäuden und einer Hausmeisterwohnung in das Gelände einer ehemaligen Ziegelei war den Architekten besonders wichtig. Den engen Bezug stellten sie durch raumhohe Fenster und ein ausladendes, leicht gewelltes Dach her, das über allen Gebäudeteilen auf schlanken Stützen schwebt. Die Planer wollten ein ruhiges und ausgewogenes Gesamtbild der Anlage erreichen und legten Wert auf hochwertig gearbeitete Oberflächen und eine sorgsame Detaillierung sowie eine zurückhaltende Möblierung. Alle Bereiche sind mit einem ausgeklügelten System natürlich belüftet. Über den Turm, der die Kamine der Einäscherungsöfen kaschiert, fällt auch in die innen gelegenen Räume Tageslicht.
Die Grundrisse sind für eine flexible Nutzung ausgelegt. Sowohl die Empfangsräume als auch die drei Kapellen können getrennt oder als ineinander übergehende Räume genutzt werden. Die Hauptkapelle orientiert sich nach außen zur Landschaft, in die beiden kleineren, innen gelegenen fällt Licht von oben. All diese Bereiche liegen zusammen mit gastronomischen Einrichtungen im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befinden sich Büros und im Untergeschoss die – öffentlich zugänglichen – technischen Anlagen für die Einäscherung.
Für den letzten Schliff engagierten Dethier Architectures den Künstler Nicolas Kozakis, der die Holzdecken und auch die Seitenwände der Kremationsräume mit einer Vielzahl unterschiedlich großer Sterne überzog.
Fotos: Serge Brison, Thomas Faes
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