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09.01.2006

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New York Life

Berühmtes Hochhaus in Chicago bedroht - mit Kommentar


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Pläne für den Neubau eines Hochhauses bedrohen das berühmte „New York Life Building“ in Chicago. Das meldet die Sun Times am 6. Januar 2006.

Das „New York Life Building“ in der La Salle Street von 1893 ist eines der wichtigsten historischen Hochhäuser in Amerika, denn seine zwölfstöckige Granit- und Terracotta-Fassade verbirgt einen der ersten Stahlskelettbauten der Welt, bei dem die Außenwände nicht tragend sind.

Die Firma Hamilton Partners aus Itasca möchte nebenan ein 50-stöckiges Hochhaus bauen, für das das wichtige historische Zeugnis bis auf seine Fassade abgerissen werden soll. Hamilton hat das Gebäude 2004 von der Pritzker-Familie gekauft und Lucien Lagrange aus Chicago mit dem Entwurf des Neubaus beauftragt. Große Teile des zweistöckigen Marmorfoyers mit ionischer Säulenordnung, Kassettendecke, klassischen Pilastern und Beaux-Arts-Details würde ebenfalls abgerissen.
Die Denkmalschutzbehörde der Stadt Chicago hatte im Jahr 2002 dem Gebäude einen „vorläufigen Denkmalstatus“ verliehen.

Kommentar der Redaktion:

Chicago, die Geburtstadt des Hochhauses, deren Skyline architektonisch bis heute die von New York mühelos in den Schatten stellt, tut gut daran, ihre Juwelen der Frühmoderne wie das „Life“-Building so unter Schutz zu stellen, dass nicht nur die vorgeblendeten West- und Südfassaden erhalten bleiben, sondern das Wesen dieses Meilensteins des modernen Geschäftshausbaus, dessen Tragwerk als „radikalste Veränderung seit der Gotik“ gilt.
Der Entwerfer, William Le Baron Jenney aus Chicago, der acht Jahre zuvor das erste Stahlrahmenhochhaus der Welt, das Home Insurance Building in der selben Straße, gebaut hatte, gilt als Vater der „Chicago School of Architects“. Sein Home Insurance Building wurde bereits 1931 abgerissen. Das „New York Life Gebäude“ ist damit das einzige verbliebene Bürohochhaus von Jenney im Loop von Chicago und eines von nur noch drei Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert im grandiosen Canyon der La Salle Street, zusammen mit dem YMCA (ebenfalls von Jenney) und der Königin der Chicagoer Gebäude, der Rookery.

Aber es geht nicht nur um das Life-Gebäude selbst: Einen austauschbaren 50-stöckigen Wolkenkratzer in den wertvollen Altbau rammen zu dürfen würde außerdem eine unheilige Präzedenz im Umgang mit Chicagos einmaligem Architekturerbe schaffen. Das Reliance-Building von Daniel Burnham, am Ende gar Burnham & Roots Rookery selbst, könnten die nächsten Opfer dieser kurzsichtigen Art von „Stadterneuerung“ werden.

Ulf Meyer


 
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