Die Hauptstadt braucht Hotels. Schön ist es, wenn nicht nur gesichtslose Investorenbauten mit uncharmanten Zimmern entstehen. Das Berliner Büro Pott Architects, bekannt durch den Umbau des Postfuhramtes an der Oranienburger Straße, hat nun das ehemalige Postamt 11 in Kreuzberg zum „Postpalais“ umgebaut und zeigt damit, wie es auch anders geht. Hier kann man nun im „Wyndham Grand Potsdamer“ übernachten. Im Frühjahr wurde der erste Bauabschnitt mit 260 Zimmer abgeschlossen, der zweite Abschnitt ist derzeit noch im Innenausbau, der von Gal Nauer Architects betreut wird.
Ewigkeiten stand der markante Bau in der Möckernstraße leer, der in den 1930er-Jahren das bedeutendste Postzentrum Berlins war. 1934 zunächst als viergeschossiger, roter Klinkerbau von Kurt Kuhlow errichtet, hatte dieser das Postamt von 1935 bis 1937 in Zusammenarbeit mit Georg Werner um einen fünfgeschossigen Stahlskelettbau erweitert. Mit Travertinplatten verkleidet und durch mehrere Pfeiler gegliedert, ist es eines der wenigen erhaltenen Großgebäude aus der Zeit des Nationalsozialismus in Kreuzberg und steht als solches heute unter Denkmalschutz. Es ist ein Opfer der Wiedervereinigung: Nach 1989 war das Postamt 11 den Anforderungen nicht mehr gewachsen und wurde Mitte der 1990er Jahre aufgelöst.
Das Team von Ingo Pott hat den monumentalen Bau in ein hochwertiges Hotel verwandelt, 21.000 Quadratmetern Bruttogrundgeschossfläche bieten beide Gebäude zusammen. Den Architekten war dabei wichtig, „den klaren, industriellen Charakter in den heutigen Kontext zu integrieren“. Besondere Aufmerksamkeit galt der feinen Naturstein-Fassade, die den baukulturellen Wert des Gebäudes ausmacht. In detaillierter Abstimmung mit örtlichen Denkmalbehörden wurde sie sorgfältig in Stand gesetzt.
Direkt am Potsdamer Platz liegt die neue Dependance des Wyndham Grand aber nicht, eher am Anhalter Bahnhof. Mit diesem war das Postamt damals über einen Tunnel verbunden – neugierige Hotelgäste werden sich bestimmt auf die Suche machen.
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