Er soll an das demokratische Potenzial aller Künste erinnern: In Gedenken an die Revolution 1848 vergibt die Akademie der Künste jedes Jahr den Berliner Kunstpreis. In den maßgeblichen künstlerischen Sparten Film, Baukunst, Musik, Literatur, Bildende und Darstellende Kunst ehrt sie herausragende Persönlichkeiten.
In der Sparte Baukunst wird dieses Jahr der noch sehr junge Philippe Block den Preis erhalten. Der Architekt und Wissenschaftler an der ETH Zürich (Jahrgang 1980) lotet mit seinen Forschungen die räumlichen und ökonomischen Möglichkeiten von Baumaterialien aus. Bekannt sind seine gewölbten Mauerwerke und Dachnetze, die jenseits ihrer sachlichen Funktion auch beeindruckend ästhetische Figuren annehmen können. Mithilfe von Geometrie und Algorithmik sucht Block nach komplexen Designstrukturen, die in der globalen Baupraxis eine nötige Alternative zu den gängigen Methoden bieten. Dabei orientiert sich seine Block Research Group auch an historischen Architekturen, an der Gotik und an traditionell lokalen Bauweisen.
Eine ganz besondere Auszeichnung kommt jedes Jahr zu den sechs Auszeichnungen hinzu: Der große Berliner Kunstpreis. Und große Kunstpreise gehen an große Künstler. Thomas Demand (Jahrgang 1964) ist zweifelsohne einer der erfolgreichsten Künstler unserer Gegenwart. Seine Arbeit reicht auch in die Architektur hinein: Mit der Fotografie seines Nachbaus des Oval Office gelangte er auf den Titel des New York Times Magazine. Damit landete er in der wirklichen Medienwelt, derer er sich sonst für seine Fiktionen bedient. Denn Demand fertigt aus Papier detailgetreue Modelle von (Tat-)Orten an, die auf Pressefotos dokumentiert sind, um diese Papiermodelle wiederum zu fotografieren.
Die Jury des Berliner Kunstpreises, der unter anderem die Akademie-Mitglieder Tacita Dean, Wulf Herzogenrath und die Kunsthistorikerin und Direktorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, angehören, wählte in den weiteren Sparten noch folgende Künstler aus: In der Bildenden Kunst erhält den Preis der in Gdansk geborene Maler und Videokünstler Dominik Lejman, in der Musik die ukrainische Komponistin Anna Korsun, in der Literatur Daniela Danz, in der Darstellenden Kunst der australische Regisseur Simon Stone und in der Film- und Medienkunst der Fotograf und Videoinstallateur Christoph Brech. Mit 5.000 Euro sind die Einzelauszeichnungen dotiert, mit 15.000 der große Preis. In Erinnerung an die Ereignisse der Märzrevolution findet die Verleihung immer am 18. März statt, so auch dieses Jahr im Akademiegebäude am Pariser Platz. (sj)
Zum Thema:
Am Montag, den 19. März – einen Tag nach der Preisverleihung – wird Philippe Block einen Werkvortrag an der Akademie der Künste halten.
Termin: Montag, 19. März 2018, 19 Uhr
Ort: Akademie der Künste, Plenarsaal, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Begrüßung und Moderation übernimmt Ian Ritchie. Der Eintritt beträgt 6, ermäßigt 4 Euro.