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04.12.2018

Kein Cluster für Karstadt

Berliner Baukollegium lehnt Hochhäuser am Kurfürstendamm ab


Von Kathrin Schömer

Das öffentliche Interesse beim gestrigen 72. Berliner Baukollegium war ungewöhnlich hoch – schließlich sollte ein Bauvorhaben von immensem Ausmaß vorgestellt werden, das schon seit einiger Zeit durch die Medien geistert: Die Investorengruppe Signa des österreichischen Karstadt-Inhabers René Benko präsentierte ihre revisionierten Pläne für das Karstadt-Areal am Kurfürstendamm – und wurde durch das Beratungsteam der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher deutlich abgewiesen. In Zusammenarbeit mit KCAP (Rotterdam, Zürich, Schanghai), Topotek 1 (Berlin), den schon für das Programm des Bikini Berlin verantwortlichen Entwicklern Realace (Berlin), den Mobilitätsberatern Urban Standards (München) und dem Ingenieursteam BuroHappold (Bath, Berlin) hatte die Holding ein Hochhauskonzept für den prominenten Standort in der City West entwickelt, der die in ihrem im Januar 2018 erteilten Bauvorbescheid enthaltene Baumasse weit überschreitet – mithilfe von zwei bis drei Türmen von den genehmigten 118.000 auf bis zu 180.000 Quadratmeter BGF.

Timo Herzberg, Vorstand der Signa, stellte das knapp eine Milliarde schwere Projekt vor, das statt eines neuen Einkaufszentrums anstelle des Karstadtgebäudes aus den 1970er Jahren ein ganzes Quartier zwischen Kurfüstendamm, Augsburger Straße und Rankestraße visioniert. Neben voraussichtlich eher Showroom-artigen Retailangeboten sollen Büros, Hotel, Gastronomie, Fitness, neue Kunstausstellungsformate (und mit der Umwidmung des denkmalgeschützten Aggripina-Bürohauses an der Rankestraße auch ein geringer Anteil Wohnen) im von den maximal drei Hochhäusern umflankten, mit einem terassierten Sockel überbauten Block Platz finden. Ausgangsüberlegung sei die Frage nach der weiteren Entwicklung des Einzelhandels in den anvisierten sieben Jahren bis zur Fertigstellung gewesen, so der Tenor.

Für die städtebauliche Herleitung zeichnet Kees Christiaanse verantwortlich. Der im Sommer emeritierte ETH-Professor, der für die Dauer der Präsentation seine Mitgliedschaft im Baukollegium niederlegte, erläuterte fünf Volumenstudien, die jeweils zwei bis drei Punkthochhäuser von 100, 120 respektive 130 und 150 Metern auf einer Sockelzone von 22 bis 45 Metern Traufhöhe zeigten. Leitidee sei es, das Gebiet um Beitscheidplatz und Bahnhof Zoo als Hochhauscluster zu inszenieren, ebenbürtig den zukünftigen Entwicklungen um Alexander-, Europa-, Potsdamer Platz und Ernst-Reuter-Platz sowie Westkreuz und East End. Das gleich mitgelieferte städtebauliche Regelwerk für die City West (und impliziert Gesamt-Berlin) strebe „Städtebau-Kohärenz durch architektonische Diversität“ an – sprich: Mittels eines die Berliner Traufhöhe aufgreifenden Sockels soll an allen Standorten dem Kontext Rechnung getragen werden, für die Turmhöhen selbst gibt es keine Regulierung. Die durch KCAP vorgeschlagenen Hochhäuser um den Kudamm 231 übersteigen die bereits realisierten Türme Zoofenster (118 Meter) und Upper West (119 Meter, im Besitz und Bürostandort der Signa Holding) und sollen den Startpunkt für weitere, sich konzentrisch um die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche auftürmende Highrise-Bebauungen bilden.

„So nicht“ war das Fazit des Baukollegiums zu den Investorenplänen. Senatsbaudirektorin Lüscher betonte, sie und ihr Beratungsgremium hätten große Bedenken, ausgerechnet an dieser Stelle mit noch intakter Blockrandstruktur mit dem Bau von Hochhäusern zu beginnen. Sie stehe Hochhäusern nicht verschlossen gegenüber, jedoch stimme hier die Maßstäblichkeit nicht: Das gesamte Vorhaben widerspreche der städtbaulichen Lesart der beiden bereits existierenden Türme von Mäckler und Langhof als Tor zur City West. Diese wurden in den 1990er Jahren als solches initiiert in der Hoffnung, dem Bedeutungsverlust der City West entgegenzuwirken. Sich nun um die zukünftige Attraktivität des Standortes Gedanken zu machen und hierbei die Rolle des immer mehr vom Onlinehandel abgelösten Shopping zu überdenken, sei durchaus vielversprechend und treffe thematisch den Nerv. Eine, wie vorgestellte, parzellenscharfe Prognose sei jedoch nicht möglich und dürfe zudem nicht Ausgangspunkt für ein städtebauliches Leitbild sein. Lüscher verwies damit auf den langerwarteten, vom Senat entwickelten Hochhausentwicklungsplan, den sie für Ende 2019 ankündigte.


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So oder so ähnlich soll es um den Kudamm 231 in sieben Jahren aussehen, wenn es nach den Plänen der Signa Holding GmbH geht.

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Das Konzept sieht eine blocktiefe Sockelzone vor, die wie die Dachterrassen der Türme öffentlich bespielt werden soll.

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Egal wie es für die vom Baukollegium abgewehrten Pläne weitergeht, die Tage des derzeitigen Karstadtverkaufshauses sind gezählt.

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