Das Preisgericht für den internationalen Wettbewerb zum Museum für Arbeit und Industrie in Brescia/Italien hat am 15. Juli 2004 offiziell den Wettbewerbsgewinner bestätigt: Mit dem 1. Preis war bereits im April 2004 der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft von Jan Kleihues (Berlin) und Klaus Schuwerk (Neapel) ausgezeichnet worden.
Nach einer Vorauswahl hatten zehn Architekten an dem Wettbewerb teilgenommen, darunter Odile Decq und Benoit Cornette (Paris) sowie Gregotti (Mailand). Den Juryvorsitz führte Aurelio Galfetti (Bellinzona/CH), es wurden keine weiteren Preise vergeben.
Wettbewerbsaufgabe war die Umwandlung einer alten Fabrikanlage in ein Museum für Arbeit und Industrie. Dabei sollten die Austellungsräume in der ehemaligen Werkhalle Platz finden, gleichzeitig galt es, ein Konzept für das dazugehörige Walzwerk und die umgebenden Freiflächen zu entwickeln.
Die ersten Preisträger machten die Diskrepanz zwischen neuer Aufgabe und ehemaliger Funktion des Ortes zum Entwurfsthema: Der auf Schnelllebigkeit und Nützlichkeit angelegten Produktionsanlage steht die dauerhafte, vom reinen Funktionsanspruch losgelöste Institution gegenüber.
Aus der Wettbewerbsbeschreibung der Architekten:
„Ein Turm markiert den Haupteingang auf der Südseite der Anlage. Den in den Werkhallen untergebrachten Ausstellungsräumen, Lesesälen und dem Auditorium wird eine neugebaute Erschließungszone zugeordnet, die den Museumsbereich umfasst und in drei Abschnitte untergliedert ist:
Die Eingangshalle mit Anschluss an das Turmgebäude leitet in einen lang gestreckten Wandelgang über, der sich zu einem zwischen dem Museum und der Friedhofsmauer liegenden Wasserhof öffnet. Im Sommer und in den Übergangszeiten ist die Glaswand vollständig zu öffnen. Der Wandelgang führt in ein zweites Foyer, von dem aus die ständige Ausstellung und die Wechselausstellung erschlossen werden. Dieses leitet in eine Stoa über, die zwischen dem Platz zum Walzwerk und den Ausstellungsräumen vermittelt - als Ort der Kontemplation gegenüber dem Ort der Konzentration in den Museumsräumen.
Für die Neubauten ist Sichtbeton das vorherrschende Material. Er wird durch rahmenlos gefügtes Glas sowie Holz in der Bibliothek und im Auditorium ergänzt.
Die Struktur des Walzwerks soll erhalten bleiben. Die neuen, zusätzlichen Bauteile mit Lofts, Auditorium, Kino, Restaurants und Läden werden als freie Körper in den Raum gestellt und zum Teil vom Boden abgehoben. Sie sind so platziert, dass sie auf der einen Seite zwei Meter Abstand zur bestehenden Fassade halten und auf der anderen eine Wandelhalle bilden.
Der Raum zwischen Museumsgebäude und Walzwerk ist als lange Piazza angelegt. Flache Stufen führen von Süden her auf dieses leicht erhöhte Plateau. Fußgänger aus der Stadt können den Platz zusätzlich über die verschiedenen Durchgänge des Walzwerks erreichen.
Die verschiedenen Funktionen orientieren sich zu der Piazza, die als Filter zwischen den Gebäuden wirkt. Restaurants können dort Tische aufstellen oder der Platz kann für Veranstaltungen dienen, so dass sich die Piazza als neues Kulturforum von Brescia anbietet.“
Die Bauarbeiten sollen im Sommer 2005 beginnen und 2007 enden.